Ausbildung: Leichter Rückgang in Krefeld und im Kreis Viersen

Ausbildung: Leichter Rückgang in Krefeld und im Kreis Viersen
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Stand: 29.10.2015

Nach dem leichten Rückgang 2014 ist die Lehrstellen-Vermittlung im Bezirk der Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein in diesem Jahr stabil geblieben. Bei einer gemeinsamen Pressekonferenz stellten die Vertreter von IHK, Kreishandwerkerschaft und Agentur für Arbeit fest: Die Wirtschaft am Niederrhein sucht nach wie vor Auszubildende und stellt ein.

Industrie- und Handelskammer Mittlerer Niederrhein:

Die Zahl der bei der IHK neu eingetragenen Ausbildungsverträge lag zum Stichtag 30. September mit insgesamt 4.430 Verträgen auf dem Vorjahresniveau (4.428). Dabei ist die Lage in den Teilregionen des IHK-Bezirks teilweise sehr unterschiedlich. „Im Rhein-Kreis Neuss konnten wir einen Zuwachs verzeichnen, im Rest der Region dagegen einen minimalen Rückgang“, sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz.

So wurden in Krefeld 1.074 (2014: 1.093) Verträge abgeschlossen, in Mönchengladbach 1.054 (1.077), im Kreis Viersen 770 (779) und im Rhein-Kreis Neuss 1.532 (1.479). „Damit liegen wir voll im Landestrend“, so Steinmetz. Denn in Nordrhein-Westfalen wurde ein Plus von 0,1 Prozent bei den eingetragenen Ausbildungsverträgen verzeichnet. „Angesicht rückläufiger Schulabgänger- und Bewerberzahlen sowie steigender Studierendenzahlen ist dieses Ergebnis noch zufriedenstellend.“ Jedoch seien aktuell in der IHK-Lehrstellenbörse noch rund 600 Ausbildungsplätze in der Region ausgewiesen. Der Bedarf der Unternehmer sei also höher als die Nachfrage seitens der Schulabgänger.

 Eine Chance für die Wirtschaft können die Flüchtlinge sein, die in Deutschland Asyl suchen und dauerhaft finden. „Wir stellen fest, dass der Wille und die Bereitschaft zu helfen bei den Unternehmen groß sind“, berichtet Steinmetz. „Dabei ist die Sprache ein wesentlicher Schlüssel für die erfolgreiche Integration.“ Jedoch müssten viele rechtliche sowie organisatorische Hürden und Fallstricke bewältigt werden, bevor ein Flüchtling in eine Ausbildung oder Beschäftigung aufgenommen werden kann. „Dabei brauchen die Betriebe Unterstützung“, stellt der IHK-Hauptgeschäftsführer fest. „Die IHK wird gemeinsam mit Partnern in der Region praktische Hilfe anbieten und leisten.“

 Schulabgänger, die noch keinen Ausbildungsplatz gefunden haben, werden von der IHK, den Kreishandwerkerschaften und den Arbeitsagenturen intensiv beraten und betreut. In mehreren Nachvermittelungsaktionen soll es wie in den Vorjahren gelingen, jedem ausbildungswilligen und -fähigen Jugendlichen ein Angebot zu unterbreiten. „Dieses Vorgehen hat sich bewährt“, so Steinmetz. „Alle Akteure arbeiten dabei erfolgreich Hand in Hand zusammen.“

Kreishandwerkerschaft Niederrhein:

Das Handwerk in der Region bildet weiter auf hohem Niveau aus. Zum Stichtag 30. September wurden im Bereich der Kreishandwerkerschaft Niederrhein Krefeld-Viersen-Neuss 1.412 Lehrverträge neu abgeschlossen (2014: 1.394). Das ist ein Plus von 1,29 Prozent. In Krefeld und im Kreis Viersen wurden in den ersten neun Monaten des Jahres 901 Lehrverträge abgeschlossen – 46 weniger als im Vorjahr, was  einen Rückgang um 4,86 Prozent bedeutet.

 „Die Zahlen belegen, wie attraktiv das Handwerk nach wie vor für junge Menschen ist“, sagt Klaus Koralewski, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Niederrhein. „Gerade die technisch anspruchsvollen Handwerksberufe wie Elektroniker, Kfz-Mechatroniker oder Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik bieten sehr sichere Arbeitsplätze und hervorragende Zukunftsperspektiven.“ Hinzu komme, dass zahlreiche Betriebe schon jetzt nicht nur gut ausgebildete Fachkräfte suchen würden, sondern auch Nachfolger für die Unternehmensführung. „Das zieht sich durch nahezu alle Handwerksbranchen“, so Koralewski. „Somit ist eine handwerkliche Ausbildung eine hervorragende Basis, beispielsweise für eine spätere Selbstständigkeit.“ Für die berufliche Karriere brauche man nicht unbedingt ein Studium. „Wer ehrgeizig ist, hat im Handwerk allerbeste Chancen, um erfolgreich zu sein.“

 Besonders freut sich die Kreishandwerkerschaft Niederrhein darüber, dass die Ausbildungsbereitschaft der Handwerksunternehmen in der Region nach wie vor hoch ist. „Viele Betriebsinhaber haben erkannt, dass selbst ausgebildete Fachkräfte eine Art unternehmerische Lebensversicherung für die Zukunft darstellen“, berichtet Koralewski. „Sie setzen auf nachwachsende Ressourcen – nämlich Auszubildende.“

 Im Kreis Viersen und in Krefeld haben in diesem Jahr die Straßenbauer (25 neue Verträge, + 56 Prozent), die Metallbauer (36; + 5,8 Prozent), die Kfz-Mechatroniker (117; + 6,3 Prozent) und die Elektroniker (79; + 12,86 Prozent) Zulauf. In den Berufen Maler- und Lackierer (51; - 5,56 Prozent), Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik (68; - 20 Prozent), Tischler (54; - 5,2 Prozent), Bäcker (25; -10,7 Prozent), Konditor (20; - 9 Prozent) und Friseur (66; - 17,5 Prozent) konnten die Zahlen vom vergangenen Jahr bisher noch nicht erreicht werden, da trotz offener Ausbildungsstellen geeignete Bewerber fehlten. Der Kfz-Mechatroniker bleibt mit Abstand der ausbildungsstärkste Beruf, gefolgt vom Elektroniker. Konstant auf hohem Niveau blieben die Zahlen bei den Dachdeckern (48), Karosserie- und Fahrzeugbauern (23) und bei den  Fachverkäufern im Bäckerhandwerk (60).

 Im gesamten Bezirk der Kreishandwerkerschaft wird zudem der Mechaniker für Land- und Baumaschinentechnik (60, Vorjahr 64), einer der anspruchsvollsten Ausbildungsberufe im Handwerk, ausgebildet. „Auch hier sind die Berufsperspektiven hervorragend – vor allem in unserer Region“, sagt Koralewski.

Agentur für Arbeit Krefeld:

Mehr Stellen und weniger Ausbildungssuchende - das ist in Kurzform das Ergebnis auf dem Ausbildungsmarkt im Bezirk der Agentur für Arbeit Krefeld. 

Insgesamt haben mit 4.368 Bewerberinnen und Bewerbern um Ausbildungsstellen 264 junge Leute weniger als im Vorjahr bei der Berufsberatung nach einer Ausbildungsstelle nachgefragt. Das ist ein Rückgang um 5,7 Prozent. Ihnen standen 2.732 bei der Arbeitsagentur gemeldete Ausbildungsstellen gegenüber. Dies ist ein um 125 Stellen (plus 4,8 Prozent) gegenüber dem Vorjahr erhöhtes Angebot.

Rein rechnerisch standen somit über das Ausbildungsjahr 100 Bewerberinnen und Bewerbern 63 Ausbildungsangebote offen (Vorjahr 100 zu 56).

„Wenn man sich das Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage auf dem Ausbildungsmarkt ansieht, erkennt man eine leichte Steigerung auf der Stellenseite. Jedoch wird deutlich, dass in Krefeld und dem Kreis Viersen noch immer Angebote fehlen, um allen Jugendlichen die Chance auf einen guten Start in Berufsleben zu ermöglichen. Der Fachkräftebedarf wird in den kommenden Jahren weiter steigen, die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber sinken. Deshalb ist es für Betriebe sinnvoll, jetzt in die eigene Zukunft zu investieren und auszubilden. Wer jetzt nicht ausbildet, wird es in drei Jahren noch schwerer als heute haben, eine geeignete Fachkraft zu finden. Deshalb müssen Betriebe auch bereit sein, den schwächeren Jugendlichen eine Chance zu geben, zumal es vielfältige Unterstützungsmöglichkeiten gibt“, so Dirk Strangfeld, Leiter der Agentur für Arbeit Krefeld.

Zum Ende des Berufsberatungsjahres am 30. September waren 537 Jugendliche bei der Agentur für Arbeit gemeldet, die noch eine Ausbildungsstelle suchten und auch noch keine Alternative gefunden hatten. Damit lag die Zahl um zwei über der des Vorjahres. Zu Ende September waren aber auch noch nicht alle Ausbildungsstellen besetzt. Für 221 Stellen, und damit für eine mehr als im Vorjahr, waren die Arbeitgeber noch auf der Suche nach den geeigneten Auszubildenden.

„In Deutschland gibt es rund 350 anerkannte Ausbildungsberufe“ sagt Strangfeld, „Jugendliche, die jetzt noch auf der Suche sind, sollten sich unbedingt über Alternativen zum Wunschberuf informieren und die vielfältigen Angebote unserer Berufsberatung nutzen. Wir werden auch in den nächsten Wochen gemeinsam mit unseren Partnern im Ausbildungskonsens alle Anstrengungen unternehmen, diese Jugendlichen auf die freien Ausbildungsstellen zu vermitteln“, erläutert der Leiter der Arbeitsagentur.

Den Ausbildungssuchenden bietet die Agentur für Arbeit viele Hilfen an. Neben der individuellen Beratung und der Vermittlung von Ausbildungsstellen können auch Kosten übernommen werden, die bei Vorstellungsgesprächen oder Aufnahme eines weiter entfernten Ausbildungsplatzes anfallen, sofern der Jugendliche die Mittel nicht selbst aufbringen kann. Auch während der Ausbildung kann die Agentur mit ausbildungsbegleitenden Hilfen (abH) oder der assistierten Ausbildung (AsA) die Azubis unterstützen, wenn die Leistungen in der Berufsschule nicht ausreichen und Nachhilfe benötigt wird, um einen Ausbildungsabbruch zu vermeiden.

Betriebe, die jetzt für dieses Jahr noch einen Azubi suchen, sollten ihre freie Ausbildungsstelle sofort der Agentur für Arbeit melden, um durch die Nachvermittlungsaktion im Endspurt noch einen geeigneten Auszubildenden oder eine geeignete Auszubildende zu finden.

Arbeitgeber, die freie Ausbildungsstellen melden möchten, wenden sich bitte an ihren persönlichen Ansprechpartner im Arbeitgeber-Service oder an die kostenlose Arbeitgeber-Servicenummer 0800 4 5555 20.

Stockmanns GmbH & Co. KG, Krefeld:  

Die Stockmanns GmbH & Co. KG ist spezialisiert auf Sanitär- und Heizungsanlagen und setzt seit Jahrzehnten auf die Ausbildung der eigenen Fachkräfte. Momentan beschäftigt das Unternehmen fünf angehende Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik – und das bei insgesamt 25 Mitarbeitern. „Es ist seit vielen Jahren bekannt, dass unsere Branche dringend Nachwuchs benötigt“, sagt Geschäftsführer Peter Stockmanns. „Ohne Ausbildung gibt es keine guten Gesellen, und das Handwerk kann die wachsenden Anforderungen der Kunden nicht mehr erfüllen.“

Doch der Unternehmer, der sich 35 Jahre lang als Innungsobermeister intensiv mit dem Thema Nachwuchs und Ausbildung beschäftigt hat und sich auch im eigenen Betrieb um junge Schulabgänger bemüht, beobachtet Probleme auf dem Ausbildungsmarkt: „Die Anzahl der Bewerber sinkt seit Jahren stetig, und deren schulische Leistungen werden immer schlechter, sodass viele leider nicht für den Ausbildungsberuf des Anlagenmechanikers für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik qualifiziert genug sind“, so Stockmanns. „Oftmals fehlen sogar ausreichende Grundkenntnisse im Lesen, Schreiben und Rechnen. Und ohne Aussicht darauf, dass nach dreieinhalb Jahren die Gesellenprüfung erfolgreich abgelegt werden kann, kann auch keine Anstellung erfolgen.“

Viele der Auszubildenden bei Stockmanns sind durch Mund-zu-Mund-Propaganda auf das Unternehmen aufmerksam geworden oder haben nach einem Schülerpraktikum ihre Lehre dort begonnen. Der gute Ruf des Unternehmens kommt nicht von ungefähr: „Wir kümmern uns intensiv um unsere Azubis und bieten ihnen beispielsweise an, einmal wöchentlich den Schulstoff aufzuarbeiten, damit sie durch diese Form der Nachhilfe einen guten Prüfungsabschluss erzielen“, berichtet der Geschäftsführer. „Danach haben sie gute Chancen auf Weiterbeschäftigung in unserem Betrieb und auch die Möglichkeit, sich zum Techniker oder Meister weiterzubilden.“

Das Dienstleistungsprogramm der Stockmanns GmbH & Co. KG, gegründet 1966, umfasst die Montage und Instandsetzung sanitärer Anlagen, Gas- und Ölheizungen, Zentralheizungs- und Lüftungsanlagen sowie von Warmwasser-Elektrogeräten. Zum Spezialgebiet des Unternehmens zählt insbesondere der Vaillant-Kundendienst. Seit Jahrzehnten ist die Wohnstätte Krefeld AG mit mehr als 8.000 Wohnungen Stammkunde des Betriebs. „Für unsere Kunden sind wir rund um die Uhr erreichbar, da wir außerhalb der üblichen Geschäftszeiten sowie am Wochenende einen Notdienst eingerichtet haben“, sagt Peter Stockmanns.

Bildtext: Peter Stockmanns (r.), Geschäftsführer der Stockmanns GmbH & Co. KG, ist auf engagierte Auszubildende wie Niklas Korting (M.) angewiesen. Jürgen Steinmetz (2.v.l.), Hauptgeschäftsführer der IHK Mittlerer Niederrhein, Klaus Koralewski (l.), stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Niederrhein Krefeld-Viersen-Neuss, und Dirk Strangfeld (2.v.r.), Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Krefeld, warben für die duale Berufsausbildung.