IHK stellt Standortanalyse Meerbusch vor

IHK stellt Standortanalyse Meerbusch vor
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Stand: 24.11.2015

Der Standort Meerbusch hat sich in den vergangenen Jahren gut entwickelt. Im Vergleich zu anderen Kommunen ähnlicher Größe in Nordrhein-Westfalen steht Meerbusch gut da. Die Unternehmen sind zufrieden mit dem Standort, allerdings sehen sie in verschiedenen Bereichen, etwa bei den kommunalen Kosten und Leistungen sowie der Informations- und Kommunikationsinfrastruktur, noch Verbesserungsmöglichkeiten. Dies ist das Ergebnis einer Standortanalyse der Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein, die gemeinsam mit der Stadt Meerbusch in den Räumen der Garten Selders GmbH vorgestellt wurde.

„Meerbusch ist ein Handelsstandort.“ Mit diesen Worten fasste IHK-Geschäftsführer Rainer Növer die wirtschaftliche Grobstruktur der Stadt zusammen. 40 Prozent der Meerbuscher Beschäftigten arbeiten in den Wirtschaftszweigen Handel, Verkehr und Gastgewerbe, den sogenannten distributiven Diensten. Im Rhein-Kreis Neuss liegt der Anteil bei 32, in Nordrhein-Westfalen sogar nur bei 22 Prozent. Mit 15 Prozent ist der Anteil der Industrie an allen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Meerbusch dagegen deutlich niedriger als in NRW und im Rhein-Kreis (je 28 Prozent).

Von 1999 bis 2014 ist die Beschäftigung in Meerbusch um gut 41 Prozent gestiegen. Der Beschäftigungsaufbau in NRW (8,5 Prozent) und im Rhein-Kreis (10 Prozent) war dagegen deutlich geringer. „Früher galt Meerbusch als reine Schlafstadt – heute ist die Stadt ein relevanter Wirtschaftsstandort am Niederrhein“, erklärte Növer. „Dieser Wandel ist vor allem auf den Bau der A44-Brücke bei Ilverich zurückzuführen.“ Mit der Brücke ging eine verbesserte Anbindung von Meerbusch an den Flughafen Düsseldorf einher. „Dies war für viele Großhandelsunternehmen und Vertriebseinheiten von internationalen Unternehmen ein Grund, sich in Meerbusch anzusiedeln.“ Heute arbeiten knapp 3.200 Beschäftigte im Großhandel. Allein in den vergangenen sechs Jahren wurden in diesem Wirtschaftszweig durch Ansiedlungen und Unternehmenserweiterungen mehr als 1.000 Stellen geschaffen.

Meerbusch punktet im Vergleich zu anderen Städten außerdem mit großer Kauf- sowie Steuereinnahmekraft und niedriger Arbeitslosigkeit. „Bei der Realsteuerkraft liegt Meerbusch jedoch nur leicht über dem NRW-Schnitt“, räumte Növer ein. „Gerade bei den Gewerbesteuereinnahmen besteht also noch Luft nach oben.“ Eine gute Möglichkeit zur Erhöhung der Steuerkraft sei die Ansiedlung von neuem Gewerbe. „Die Entwicklung des Gewerbegebiets Krefeld/Meerbusch wird auch deswegen notwendig, weil keine freien Gewerbeflächen zur Verfügung stehen“, ergänzte IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz. Derzeit beträgt laut IHK-Analyse der Anteil der Industrie- und Gewerbefläche in Meerbusch an der Gesamtfläche 1,43 Prozent. Damit liegt Meerbusch weit unter dem Durchschnittswert in NRW (2,19 Prozent). Im Rhein-Kreis Neuss weisen zudem nur Korschenbroich (1,41 Prozent) und Rommerskirchen (0,28 Prozent) niedrigere Werte aus.

Die IHK-Unternehmensbefragung zeigte auch, wie zufrieden die Betriebe mit ihrem Wirtschaftsstandort sind. Auf einer 4er-Skala erzielte Meerbusch die Durchschnittsnote 2,17. Zum Vergleich: Die Durchschnittsnote des  IHK-Bezirks insgesamt lag bei 2,19. „Ein großer Vorteil ist die Straßenverkehrsinfrastruktur, aber auch die gute Anbindung an den Flughafen“, erklärte Steinmetz. Die Informations- und Kommunikationsinfrastruktur wird allerdings schlechter als in der Region bewertet. „Dies ist der wichtigste Standortfaktor für die Meerbuscher Betriebe“, so Steinmetz. „Daran sollte gearbeitet werden.“

Meerbuschs Bürgermeisterin Angelika Mielke-Westerlage bedankte sich bei der IHK für die Analyse: „Die Städte und Gemeinden stehen im Wettbewerb um Unternehmensansiedlungen, um Steuereinnahmen und um Menschen, die sich niederlassen wollen.“ Nur wer sich selbst hinterfrage, könne sich weiterentwickeln und verbessern.

Anschließend diskutierten Mielke-Westerlage und Steinmetz mit Vertretern von Unternehmen. Claudia Evertz (Claudia Evertz Immobilien), Thomas Kuth (Medicteam GmbH), Dietmar Nick (Kyocera Document Solutions Deutschland GmbH) und Tim Söhnchen (Corall Ingenieure GmbH) bestätigten die positive Bewertung des Standorts Meerbusch. „Wir empfangen täglich bis zu 70 Gäste in unserem Haus“, berichtete Kuth. „Die gute Infrastrukturanbindung und die gute Erreichbarkeit des Flughafens Düsseldorf sind für uns von großer Bedeutung.“

Als problematisch wurden von den Teilnehmern der Podiumsdiskussion die hohen Grundstücks- und Mietpreise eingeschätzt. „Es ist nicht einfach, Fachkräfte zu finden“, sagte Söhnchen. „Wenn wir welche für uns gewonnen haben, ist es für diese Mitarbeiter sehr schwer, in Meerbusch bezahlbaren Wohnraum zu finden. Das ist ein großes Problem.“ Mielke-Westerlage versicherte, dass die Stadt den Handlungsbedarf erkannt habe und an Lösungen arbeite.

Bedarf gebe es auch hinsichtlich neuer Gewerbeflächen, betonte der IHK-Hauptgeschäftsführer. „Es geht um die Frage, wie kann man den Standort weiter stärken“, erklärte Steinmetz. „Der Boom wurde von dem Gewerbegebiet an der A44 getragen, da sollte man auch wieder ansetzen.“ Das geplante interkommunale Gewerbegebiet mit Krefeld könnte eine „Premiumfläche Nordrhein-Westfalens“ werden. „Wir wollen diese Chance nutzen, der Rat hat einen entsprechenden Entschluss gefasst“, betonte Mielke-Westerlage. „Wir setzen uns dafür ein, dass dieses interkommunale Gewerbegebiet im Regionalplan berücksichtigt wird. Bis dahin gilt es aber noch, dicke Bretter zu bohren.“

Bildtext: Sie diskutierten über die Stärken und Schwächen des Standorts Meerbusch (v.l.): Thomas Kuth (Medicteam GmbH), Moderatorin Beate Kowollik, Bürgermeisterin Angelika Mielke-Westerlage, Claudia Evertz (Claudia Evertz Immobilien), Dietmar Nick (Kyocera Document Solutions Deutschland GmbH), Tim Söhnchen (Corall Ingenieure GmbH) und IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz.