Außenhandelsausschuss diskutiert über den Brexit

Außenhandelsausschuss diskutiert über den Brexit
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Stand: 22.11.2017

Was bedeutet der Brexit für die deutsche Wirtschaft? Diese Frage stand im Mittelpunkt der Sitzung des Außenhandelsausschusses der IHK Mittlerer Niederrhein in den Räumen der Kesper Druckwalzen GmbH in Krefeld. Gastredner war der Ökonom Prof. Dr. Paul Welfens von der Universität Wuppertal, Autor des Buchs „Brexit aus Versehen“. „Am 29. März 2019 will Großbritannien die Europäische Union verlassen“, sagte Dr. Norbert Miller, Vorsitzender des Ausschusses, zur Einleitung. „Ein harter Austritt ist nicht unwahrscheinlich, die Verhandlungen stocken.“ Ohne eine sinnvolle Übergangsregelung könnten die Folgen für die Wirtschaft diesseits wie jenseits des Ärmelkanals gravierend sein.

Welfens teilte diese Einschätzung: „Der Brexit wird eine Aufwertung des Euros bringen – das ist schlecht fürs deutsche Exportgeschäft.“ Neue Zollschranken und eine Zunahme bürokratischer Hürden seien zu erwarten. Für den Wuppertaler Ökonom werde hierzulande vor allem auf den Handel zwischen Deutschland und Großbritannien geschaut – aber die Situation sei komplizierter. Beispielsweise sei die niederländische Wirtschaft sehr abhängig vom Vereinigten Königreich. „Ein harter Brexit könnte vier Prozent weniger Bruttoinlandsprodukt in unserem Nachbarland bedeuten“, sagte Welfens. „Das hat auch Folgen für deutsche Betriebe.“ Indirekt könnte der Brexit somit auch deutsche Unternehmen mit ausgeprägten Beziehungen zu den Niederlanden, aber auch zu Belgien, Luxemburg und Frankreich treffen.

Welfens ist überzeugt, dass der Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union ein Freihandelsabkommen zwischen den USA und dem Vereinigten Königreich zur Folge haben wird – ein folgenreicher Nebeneffekt des Brexits. „Ein solches Freihandelsabkommen wird sicherlich einigen Sektoren der deutschen Wirtschaft in den Bereichen Zoll und Standardisierung schaden.“

Der Ökonom glaubt nicht, dass sich die britische Regierung rechtzeitig mit der EU über einen geordneten Austritt einigen wird. „Dafür hat die Premierministerin keine Mehrheit.“ Welfens sieht Großbritannien auf Jahre geschwächt. Aber auch der Schaden für die EU sei enorm. Durch den Austritt des Vereinigten Königreichs verliere die Europäische Union ein Fünftel ihres Bruttoinlandsprodukts. „Der Brexit ist ein Ausdruck der derzeitigen Verwirrung des Westens.“ Ein weitergehender Zerfall der EU sei vorstellbar. Welfens: „Jetzt stehen alle Verantwortlichen in Gesellschaft, Politik und Wirtschaft in der Pflicht, für den Erhalt und die Weiterentwicklung der EU zu werben – Reformen sind dringend notwendig.“

Zum Abschluss der Sitzung stellte Peer Kesper bei einem Rundgang seinen Betrieb vor. „Unsere vier Unternehmen befassen sich mit Oberflächen, wir machen Druckformen und Maschinen für die Prägeindustrie. Damit werden beispielsweise Textilien, Tapeten und Laminatoberflächen bedruckt.“ Rund 1.000 Maschinen betreut das Unternehmen weltweit.