IHK präsentiert Standortanalyse

IHK präsentiert Standortanalyse
© IHK Mittlerer Niederrhein

Diese Meldung stammt aus dem Archiv und ist möglicherweise nicht mehr aktuell.

Stand: 20.04.2018

Dem Rhein-Kreis Neuss geht es wirtschaftlich gut. Der Beschäftigungszuwachs der vergangenen Jahre ist im Landesvergleich überdurchschnittlich. Viele neue Arbeitsplätze wurden geschaffen. Gleichzeitig schneidet der Rhein-Kreis bei den Standortfaktoren Verkehrsanbindung und Qualität der Innenstädte gut ab. Dennoch bleiben einige Kritikpunkte. Die kommunalen Kosten, die Breitbandinfrastruktur und die Verfügbarkeit von Fachkräften werden im Rhein-Kreis von den Unternehmen weniger zufriedenstellend bewertet. Das sind die wesentlichen Ergebnisse einer Standortanalyse, die die Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein im Kreisausschuss vorgestellt hat. Sie basiert auf einer Studie des Regionalökonomen Prof. Dr. Rüdiger Hamm von der Hochschule Niederrhein sowie einer Umfrage der IHK unter 400 Betrieben aus dem Rhein-Kreis mit insgesamt rund 17.000 Beschäftigten.

„Die Unternehmen sind zufrieden. Dennoch sollte weiter an den Rahmenbedingungen für die Wirtschaft gearbeitet werden“, erklärte IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz. Die befragten Unternehmen bewerteten mehr als 50 Standortfaktoren hinsichtlich ihrer Qualität vor Ort und ihrer Bedeutung. „Insgesamt geben die Unternehmen ihrer Stadt die Note ‚Zwei Minus‘. Sie sehen also durchaus noch Verbesserungspotenzial.“

Die Branchen Bergbau, Energie und Metallerzeugung gehören weiterhin zu den 15 beschäftigungsstärksten im Rhein-Kreis. Sie sind dort zudem nach wie vor deutlich stärker vertreten als in NRW, wenngleich der Bergbau in den vergangenen Jahren Beschäftigungseinbußen von 14 Prozent zu verzeichnen hatte.

„Besonders stark war der Beschäftigungszuwachs im Dienstleistungssektor. Allerdings blieb das Beschäftigungsplus im Rhein-Kreis hinter dem im Land zurück“, erklärte Gregor Werkle, Leiter des IHK-Bereichs Wirtschaftspolitik, bei der Vorstellung der Analyse. Erfolgreich waren insbesondere die distributiven Dienste – das Verkehrsgewerbe und der Großhandel. In diesen beiden Branchen entstanden von 2008 bis 2017 knapp 2.500 neue Arbeitsplätze. „Besonders erfreulich ist, dass sich der Beschäftigungsstand besonders im produzierenden Gewerbe im Rhein-Kreis überdurchschnittlich positiv entwickelt hat“, so Werkle. Während sich die Beschäftigung in der produzierenden Industrie in den vergangenen Jahren landesweit schlechter entwickelt hatte und erst im Jahr 2017 wieder den Stand von 2008 erreicht hat, lag die Beschäftigungsentwicklung im Rhein-Kreis in dieser Zeit auf einem höheren Niveau.

Im Schnitt geben die Unternehmer aus dem Rhein-Kreis der Standortqualität vor Ort insgesamt die Schulnote „Zwei minus“. 61 Prozent der Betriebe bewerten den Standort mit der Note „Sehr gut“ oder „Gut“. Eine „Drei“ oder „Vier“ vergeben 36 Prozent der Unternehmen. Nur für gut drei Prozent der Gewerbetreibenden sind die Bedingungen in der Region mangelhaft oder ungenügend. Die Ergebnisse für die Gesamtregion Mittlerer Niederrhein fallen geringfügig schlechter aus.

„Dass die Unternehmen insgesamt mit dem Standort zufrieden sind, liegt vor allem an der guten Verkehrsinfrastruktur und an der Qualität der Innenstädte“, erläuterte Steinmetz. „Die Erreichbarkeit des Standorts per Flugzeug und Straße wird außerordentlich gut bewertet.“ Zudem zeigt die gute Bewertung der Innenstädte im Rhein-Kreis Neuss, dass die Unternehmer die Aufenthaltsqualität als positiv empfinden. Kritisiert wird allerdings das unzureichende Parkplatzangebot in den verschiedenen Zentren. Diese Kritik ist im Rhein-Kreis ausgeprägter als in der Gesamtregion Mittlerer Niederrhein im Schnitt.

„Auch die kommunalen Kosten wurden kritisch bewertet. Das ist ein Hinweis darauf, dass Handlungsbedarf besteht“, sagte Steinmetz. Darüber hinaus beurteilen die Unternehmen die Dauer von Plan- und Genehmigungsverfahren als nicht zufriedenstellend. „Allerdings werden die wichtigen kommunalen Kosten und Leistungen im Rhein-Kreis deutlich besser bewertet als am Mittleren Niederrhein insgesamt“, so der Hauptgeschäftsführer.
Kritisch betrachten die Unternehmer die Informations- und Kommunikationsinfrastruktur. Für 37 Prozent der Betriebe ist die Qualität dieses Standortfaktors „weniger befriedigend“ oder „schlecht“. Zudem stellt die IHK fest, dass sich die Bewertung seit der vergangenen Befragung im Jahr 2012 deutlich verschlechtert hat. „Die Anforderungen sind gestiegen. Für die meisten Unternehmen ist eine gute Breitbandversorgung für die reibungslose Abwicklung ihrer Geschäfte grundlegend“, erklärte Steinmetz. „Die Kreisverwaltung sollte sich mit allen Mitteln dafür einsetzen, dass eine flächendeckende und leistungsfähige Breitbandversorgung gewährleistet wird.“

Der Landrat des Rhein-Kreises, Hans-Jürgen Petrauschke, freute sich über das insgesamt positive Ergebnis. „Mein Dank für den wirtschaftlichen Erfolg des Rhein-Kreises Neuss gilt insbesondere den Unternehmen. Als mittelstandsfreundliche Verwaltung unterstützen wir die Wirtschaft bei der Schaffung und dem Erhalt von Arbeits- und Ausbildungsplätzen. Mein Ziel ist, dass wir Vollbeschäftigung erreichen und der Rhein-Kreis Neuss bei der Digitalisierung einen Spitzenplatz einnimmt.“

Bei der anschließenden Aussprache zeigten sich die Mitglieder des Kreisausschusses mit den Ergebnissen der Analyse zufrieden. Gleichzeitig waren sie sich einig, dass gemeinsam weiter an den Standortbedingungen gearbeitet werden muss, damit der Rhein-Kreis auch künftig ein erfolgreicher Wirtschaftsstandort bleibt. „Die Vorstellung der Analyse hat genug Zündstoff geliefert, sodass wir nun die Beratung darüber in der Fraktion zügig angehen“, erklärte der CDU-Fraktionsvorsitzende Dieter W. Welsink. Wirtschaftsförderung könne nur gemeinsam mit allen Städten und Gemeinden funktionieren. „Und mit dem Angebot der IHK, zum Beispiel in diesem Bereich eine strategische Partnerschaft einzugehen, setzen wir uns gerne auseinander.“ Der SPD-Fraktionsvorsitzende Rainer Thiel sieht vor allem im Fachkräftemangel eine große Herausforderung. Er appellierte, weiter für die Duale Ausbildung zu werben und jungen Menschen zu verdeutlichen, dass dieser Weg ein erster Schritt in eine erfolgreiche berufliche Zukunft ist.

Die Standortanalyse steht im Internet als Download-Datei zur Verfügung: www.mittlerer-niederrhein.ihk.de/18063

Bildunterschrift: IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz (l.) und Landrat Hans-Jürgen Petrauschke freuen sich über das insgesamt positive Ergebnis der Analyse. Foto: Rhein-Kreis Neuss