Konjunktur am Scheideweg

Konjunktur am Scheideweg
© IHK Mittlerer Niederrhein

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Stand: 06.02.2019

Der überwiegende Teil der regionalen Unternehmen beurteilt die aktuelle Geschäftslage gut, auch die Erwartungen der Betriebe für die kommenden Monate sind eher optimistisch. Aber: Beide Stimmungsindikatoren sind zweimal in Folge gesunken. Dies ist das Ergebnis der Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammern (IHKs) Düsseldorf und Mittlerer Niederrhein, an der sich 800 Betriebe mit knapp 90.000 Beschäftigten beteiligt haben. „Die Konjunktur steht im Jahr 2019 am Scheideweg“, sagt Jürgen Steinmetz, Hauptgeschäftsführer der IHK Mittlerer Niederrhein. „Die Analyse zeigt, dass es auch von den globalpolitischen Weichenstellungen abhängen wird, ob es bei einer Konjunkturdelle bleibt oder ob sich die konjunkturelle Abkühlung über das erste Halbjahr 2019 hinaus fortsetzt.“

45 Prozent der Betriebe melden eine gute Lage, nur 10 Prozent eine schlechte. Der Geschäftslageindikator als Saldo zwischen Gut- und Schlecht-Antworten liegt bei 35 Punkten. Das sind drei Punkte weniger als bei der Umfrage im Herbst 2018 und fünf weniger als vor einem Jahr. Insbesondere die Erwartungen der Betriebe sind nicht mehr so hoch. „Nur 23 Prozent rechnen mit einer Verbesserung ihrer Geschäftslage, 14 Prozent mit einer Verschlechterung“, so Steinmetz. „Vor einem Jahr war die Euphorie zu Jahresbeginn deutlich größer.“ Das Verhältnis lag seinerzeit noch bei 33 zu 9 Prozent. Der IHK-Geschäftsklimaindex, der Lage und Erwartungen zusammenfasst, ist daher innerhalb eines Jahres um gut zehn Punkte gesunken, verbleibt mit knapp 22 Punkten aber weiterhin auf einem überdurchschnittlichen Niveau.

Auch alle weiteren wichtigen Konjunkturindikatoren haben sich im Vergleich zur Vorumfrage leicht verschlechtert. Die Einstellungsbereitschaft der Betriebe bleibt zwar positiv, allerdings dürfte die Dynamik des Beschäftigungsaufbaus abnehmen. Die Auftragslage bleibt gut – das Auftragsplus aus dem In- und Ausland fällt jedoch geringer aus als zuletzt. Die Betriebe haben ihre Investitionspläne im Vergleich zum Herbst leicht nach unten korrigiert und erwarten nur ein moderates Investitionswachstum. „Insgesamt ist die Lage somit zwar trotz der Abkühlung noch gut, die Warnsignale sind jedoch nicht zu übersehen“, so Steinmetz.

Grund für die negativeren Erwartungen sind in erster Linie die weltwirtschaftlichen Risiken. Die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen werden von knapp 40 Prozent der Betriebe als bedeutendes Konjunkturrisiko genannt – Tendenz steigend. „Insbesondere bei den exportorientierten Branchen wie der Industrie, dem Großhandel und der Logistik hängt dies mit den weltwirtschaftlichen Risiken wie den Protektionismusbestrebungen in den USA, dem Handelskrieg zwischen den USA und China sowie der Furcht vor einem ungeregelten Brexit zusammen“, erklärt Steinmetz. Die Betriebe äußern darüber hinaus die Sorge, dass die befürchtete weltwirtschaftliche Abkühlung auf die Binnenkonjunktur überspringt. „Die Robustheit der Inlandsnachfrage wird daher nicht mehr so stark eingeschätzt wie zuletzt“, so der IHK-Hauptgeschäftsführer.

Das derzeit bedeutendste Konjunkturrisiko bleibt der Fachkräftemangel. Das sehen ebenfalls gut 40 Prozent der Betriebe so. „Die Bedeutung nimmt zurzeit zwar etwas ab, da die Beschäftigungspläne der Betriebe weniger expansiv sind als noch im Spätsommer“, sagt Steinmetz. „Bei den Betrieben mit konkret benanntem Personalbedarf ist der Fachkräftemangel allerdings weiterhin gravierend.“

Die konjunkturelle Lage ist von Branche zu Branche unterschiedlich. So geht der Boom im Baugewerbe weiter. „Die Betriebe sind voll ausgelastet und haben ihre Erwartungen für das Jahr 2019 zuletzt sogar nach oben korrigiert. Die Beschäftigungs- und Investitionspläne der Branche sind so expansiv wie lange nicht“, erklärt Gregor Berghausen, Hauptgeschäftsführer der IHK Düsseldorf. Dagegen hat sich das Konjunkturklima in wichtigen Industriezweigen wie der Chemischen Industrie und dem Maschinenbau abgekühlt. „Die Industrie sieht zurzeit insbesondere in den Energie- und Rohstoffpreisen ein bedeutendes Konjunkturrisiko. Die Politik ist deshalb mehr denn je gefordert, Versorgungssicherheit zu wettbewerbsfähigen Preisen zu gewährleisten“, so Berghausen. Die Einzelhändler konnten ihre Umsätze zuletzt steigern. „Dies lag jedoch vor allem an den digitalen Vertriebswegen. Im stationären Handel war die Umsatzentwicklung nur knapp oberhalb eines Stagnationskurses“, erklärt der Düsseldorfer IHK-Hauptgeschäftsführer.

Der Konjunkturbericht steht zum Download zur Verfügung: www.mittlerer-niederrhein.ihk.de/6934

Bildtext: Sie stellten den aktuellen Konjunkturbericht vor: Jürgen Steinmetz (l.), Hauptgeschäftsführer der IHK Mittlerer Niederrhein, und Gregor Berghausen, Hauptgeschäftsführer der IHK Düsseldorf.    Foto: IHK