Mehr Azubis trotz weniger Schulabgängern

Mehr Azubis trotz weniger Schulabgängern
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Stand: 11.07.2019

Insgesamt 70.386 junge Menschen haben sich im Jahr 2018 für eine Ausbildung in der Industrie, im Handel oder in der Dienstleistungsbranche entschieden. Das entspricht einem Plus von 1,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Bereits 2017 war der fünfjährige Abwärtstrend bei Neueintragungen mit einem leichten Plus von 0,4 Prozent unterbrochen worden. Damit entschieden sich im vergangenen Jahr wieder ähnlich viele jungen Menschen für eine duale Ausbildung wie im Jahr 2014. Diese Entwicklung ist auch deshalb positiv zu werten, weil sich im gleichen Zeitraum die Zahl der Schulabgänger in Nordrhein-Westfalen um mehr als zehn Prozent verringerte.

„Der gute NRW-Trend gilt auch für den Mittleren Niederrhein. Auch hier zeigen insbesondere gewerblich-technische Berufe eine kräftige Steigerungsrate von +5,7 Prozent. Dass wieder mehr Jugendliche in der beruflichen Bildung ihren Karriereweg sehen, ist im Hinblick auf den Fachkräftemangel eine gute Entwicklung“, sagt Petra Pigerl-Radtke, Geschäftsführerin des Bereichs Berufliche Bildung und Fachkräftesicherung der IHK Mittlerer Niederrhein. Die weiteren Details aus der Region werden im Bildungsbericht der IHK Mittlerer Niederrhein bis September veröffentlicht.

„Mehr Auszubildende trotz weniger Schulabgängern – das ist eine hervorragende Nachricht für die Fachkräftesicherung“, ergänzt IHK NRW-Präsident Thomas Meyer. „Es sind nämlich insbesondere beruflich Qualifizierte, die den Unternehmen in NRW fehlen.“ Der Ausbildungsbericht 2019 zeigt detailliert, wie sich der Ausbildungsmarkt im vergangenen Jahr veränderte. So stieg die Zahl der Auszubildenden mit (Fach-)Abitur um 2,2 Prozent. Etwa die Hälfte der Neu-Azubis entschied sich damit im vergangenen Jahr trotz Hochschulzugangsberechtigung für die duale Ausbildung. Für Präsident Meyer ist das von besonderer Bedeutung: „Immer mehr Jugendliche streben das Abitur an. Das geht im Sinne des Arbeitsmarktes nur gut, wenn wir auch immer mehr Abiturienten für die berufliche Bildung begeistern.“

 

Besonders gefragt waren im vergangenen Jahr gewerblich-technische Berufe. 23.158 Neu-Eintragungen bedeuten ein Plus von 6,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr. „Das verdeutlicht, dass Digitalisierung und Automatisierung bisher nicht zum befürchteten Jobfresser in der Industrie 4.0 geworden sind“, sagt der IHK NRW-Präsident.

Deutliche Zuwächse gibt es außerdem bei Auszubildenden mit ausländischer Staatsangehörigkeit. Die Zahl der nicht-deutschen Azubis ist gegenüber dem Vorjahr um 19 Prozent gestiegen. Bei Auszubildenden aus den acht nicht-europäischen Haupt-Asylherkunftsländern beträgt das Plus 80 Prozent. Die Zahl der Syrer in Ausbildung verdoppelte sich. Thomas Meyer: „Die Integration von Geflüchteten in den Ausbildungsmarkt ist in einer entscheidenden Phase. Wir sind hier auf einem guten Weg und müssen jetzt daran arbeiten, dass die jungen Frauen und Männer ihre Ausbildungen auch erfolgreich absolvieren.“

Neu an den Start ging im Jahr 2018 der Beruf Kaufmann/Kauffrau im E-Commerce. Bereits im ersten Jahr entschieden sich in NRW 382 Auszubildende für den neuen Ausbildungsgang, der der Digitalisierung von Geschäftsmodellen im Handel Rechnung trägt. Diese Zahl ist auch deshalb als Erfolg zu sehen, weil neue Berufe sich in der Bewerbung erfahrungsgemäß schwertun. Der Beruf im E-Commerce scheint dabei insbesondere die schulleistungsstärksten Abgänger anzusprechen. 260 der Neu-Azubis verfügen über die (Fach-)Hochschulreife.

IHK NRW ist der Zusammenschluss der 16 Industrie- und Handelskammern in Nordrhein-Westfalen. IHK NRW vertritt die Gesamtheit der IHKs in NRW gegenüber der Landesregierung, dem Landtag sowie den für die Kammerarbeit wichtigen Behörden und Organisationen.