IHK befragt Gastronomiebetriebe in der Region

IHK befragt Gastronomiebetriebe in der Region
© photopixel / Adobe Stock

Diese Meldung stammt aus dem Archiv und ist möglicherweise nicht mehr aktuell.

Stand: 27.04.2020

Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein befürchtet, dass das Gastgewerbe durch die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie erheblichen Schaden nehmen könnte. „Die erwarteten Umsatzeinbrüche für das Jahr sind erschreckend. Die Insolvenzgefahr ist größer als in anderen Branchen“, erklärt Jürgen Steinmetz, Hauptgeschäftsführer der IHK Mittlerer Niederrhein. Die IHK hatte in der vergangenen Woche Gastronomiebetriebe aus der Region befragt.

Die Hälfte der Unternehmen im Gastgewerbe befürchtet, die Hälfte und mehr der erwarteten Gesamtumsätze für das Jahr 2020 durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie zu verlieren. Weitere 25 Prozent der Betriebe rechnen mit einem Einbruch von 25 bis 50 Prozent. „Das ist wesentlich mehr als in der Gesamtwirtschaft“, so Steinmetz. Einige Unternehmer der Gastronomie waren zwar kreativ und haben zum Beispiel einen Lieferservice aus dem Boden gestampft. „Wir erhalten allerdings die Rückmeldung, dass dies zumeist weniger als 20 Prozent, maximal 50 Prozent des Umsatzeinbruchs auffängt. Das hält die Branche nicht dauerhaft am Leben“, sagt Steinmetz.

Der IHK-Hauptgeschäftsführer empfiehlt eine klare Perspektive für die Branche. „Wir verstehen, dass es nach dem Lockdown nur schrittweise Erleichterungen für die Wirtschaft geben kann - immer unter Berücksichtigung der erforderlichen Infektionsschutzmaßnahmen“, so der IHK-Hauptgeschäftsführer. Spätestens jetzt ist es aber an der Zeit, dem Gastgewerbe eine Perspektive zu geben, wann und unter welchen Umständen eine Öffnung möglich ist“, so Steinmetz. Die Unternehmer fordern einen klaren Fahrplan. Für 73 Prozent der Betriebe im Gastgewerbe ist dies eine wesentliche Forderung an die Politik.
Nur 10 Prozent der Gastronomiebetriebe sieht keine Insolvenzgefahr, wenn der jetzige Zustand noch länger dauert. Knapp ein Drittel der Betriebe würde innerhalb der kommenden acht Wochen nicht mehr zahlungsfähig sein. Ein gutes Viertel der Unternehmen rechnet damit, maximal drei Monate durchhalten zu können.

„Volle Restaurants und Kneipen, in denen die Gäste dicht an dicht sitzen, darf es sicher auch nach den ersten Lockerungen nicht geben“, sagt Steinmetz. Dessen sei sich die Branche bewusst. Es werde auf die konkreten Vorgaben zum Infektionsschutz ankommen, inwieweit den Betrieben eine Teilöffnung hilft. „Die Spannweite ist sehr groß. 28 Prozent der Betriebe im Gastgewerbe würden jede Chance nutzen wollen, um – unter welchen Umständen auch immer – wieder Gäste zu empfangen. Ein Drittel der Betriebe sagen jedoch deutlich, dass man 75 Prozent der Kapazitäten nutzen müsse, um das Gewerbe wirtschaftlich zu betreiben“, so Steinmetz. Für weniger als zehn Prozent der Betriebe ist eine Teilöffnung keine Option.

Der IHK-Hauptgeschäftsführer sieht die Branche auf mögliche Vorgaben der Politik gut vorbereitet. „Die Betriebe haben einen klaren Plan, mit welchen Infektionsschutzmaßnahmen sie starten möchten. 70 Prozent der Gastronomen würden etwa den Abstand zwischen den Tischen vergrößern.“ Die Bereitstellung von Desinfektionsmittel und die Aufstellung von Hygienehinweisen sind obligatorisch, die Hälfte der Restaurants plant eine gesonderte Einlasssteuerung und die Einrichtung von Markierungen auf dem Boden. Gut 60 Prozent der Unternehmen wünschen sich, dass Politik und Verwaltung die Kriterien klar kommunizieren.

Das Gastgewerbe ist aus Sicht der IHK eine bedeutende Branche in der Region. In 3.600 Betrieben arbeiten 10.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte und 15.000 geringfügig Verdienende. Für Steinmetz ist die Gastronomie jedoch auch aus anderen Gründen relevant. „Die gastronomische Vielfalt ist ein wichtiger Standortfaktor für die Region. Die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie gefährden diese Vielfalt.“ Deswegen unterstützt er den Appell der Branche nach speziellen Soforthilfen. „Die Betriebe des Gastgewerbes waren die ersten, die schließen mussten, und gehören zu den letzten, die wieder öffnen dürfen.“ Für drei Viertel der Betriebe sind diese branchenspezifischen Soforthilfen die wesentliche Forderung an die Politik. Die in dieser Woche beschlossene befristete Mehrwertsteuersenkung für Restaurants und Hotels begrüßt der IHK-Hauptgeschäftsführer, ebenso wie 60 Prozent der Betriebe. „Auch die Kommunen können die Gastromomen unterstützen, etwa durch den temporären Verzicht auf Gebühren für die Außengastronomie und durch den Abbau bürokratischer Hürden“, sagt Steinmetz.