IHK-Blitzumfrage zum Einzelhandel

IHK-Blitzumfrage zum Einzelhandel
© IHK Mittlerer Niederrhein

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Stand: 30.04.2020

Der Einzelhandel in der Region ist einigermaßen zufrieden mit dem Umsatz in der ersten Woche nach den Wiederöffnungen der Geschäfte. Händler und Kunden haben sich gut auf die Infektionsschutzmaßnahmen vorbereitet. Das sind die Ergebnisse einer Blitzbefragung der Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein, an der gut 80 Händler aus der Region teilgenommen haben. „Wir sind froh, dass der Einzelhandel wieder Kunden empfangen kann, doch der jetzige Zustand darf kein Dauerzustand werden“, resümiert IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz. Die Händler erwarten hohe Umsatzeinbußen, wenn die jetzigen Restriktionen in dieser Form bis zum Herbst bestehen bleiben.

27 Prozent der Einzelhändler in der Region bewerten die Geschäfte in der Woche nach dem Lockdown als „gut“ oder „sehr gut“, weitere 30 Prozent als „zufriedenstellend“, 23 Prozent als „weniger zufriedenstellend“ und jeder Fünfte als „schlecht“. „Neben der Verunsicherung der Kunden, ob die Infektionsschutzmaßnahmen greifen, ist aufgrund der konjunkturellen Lage das Kaufverhalten vieler Menschen zurückhaltender. Viele Menschen sind schließlich in Kurzarbeit“, bewertet Rainer Höppner, IHK-Vizepräsident und Vorsitzender des IHK-Einzelhandelsausschusses, die derzeitige Lage für den Handel.

Positiv ist laut Steinmetz, dass der Handel sehr kreativ und verantwortungsvoll mit den Infektionsschutzmaßnahmen umgehe. Drei Viertel der Betriebe fühlen sich ausreichend informiert, und mehr als 90 Prozent der Betriebe melden, dass die Kunden selbstverantwortlich auf die Maßnahmen reagieren und sie umsetzen. Nur vereinzelt melden Unternehmer, dass die Kunden mit Unverständnis auf die Maßnahmen reagieren und die Regelungen missachten.
Die IHK hatte die Einzelhändler auch gefragt, welche unterschiedlichen Maßnahmen sie ergriffen haben. Mehr als 80 Prozent der Nennungen fielen jeweils auf folgende Vorkehrungen: Handdesinfektionsmöglichkeiten für die Mitarbeiter, Aufstellung von Hygienehinweisen und häufige Reinigung der Oberflächen. 69 Prozent der Einzelhändler haben Plexiglasscheiben organisiert, um Kunden und Mitarbeiter voneinander zu trennen, 60 Prozent der Betriebe setzen auf Bodenmarkierungen. Knapp zehn Prozent der Betriebe haben sogar Personal abgestellt, um den Einlass zu kontrollieren.

Die Kommunikation mit den Ordnungsbehörden wird zumeist positiv bewertet. Fast zwei Drittel der Unternehmen hatten Kontakt zu den städtischen Mitarbeitern, nur etwas mehr als zehn Prozent davon berichten von schlechten Erfahrungen. „Es ist wichtig, dass das Miteinander vor allem in dieser außergewöhnlichen Situation von gegenseitigem Verständnis geprägt ist“, sagt Höppner.

Allerdings sieht der Hauptgeschäftsführer in den Umfrageergebnissen auch einen deutlichen Auftrag an die Politik. „Die Schutzmaßnahmen sind zum jetzigen Zeitpunkt richtig. Aber man muss sehen, wie man sie kundenfreundlicher gestalten kann, ohne dabei den Hygieneschutz außer Acht zu lassen“, sagt Steinmetz. Und Höppner ergänzt: „Schließlich werden trotz der Wiedereröffnung längst nicht die Umsätze wie vor der Pandemie erzielt.“ Helfen könnten Sonderregelungen für verkaufsoffene Sonntage. „Auf einen bestimmten Zeitraum begrenzt, sollten Einzelhändler die Möglichkeit haben, ohne Anlass sonntags ihr Geschäft öffnen zu dürfen“, betont Steinmetz. Ein Entgegenkommen der Kommunen erhofft sich der Hauptgeschäftsführer auch mit Blick auf die Sondernutzungsgebühren. „Wenn Händler den öffentlichen Raum vor ihrem Geschäft zum Beispiel für die Präsentation ihrer Ware nutzen, sollten sie dafür temporär keine Gebühren zahlen müssen.“

Für den Fall, dass die jetzt geltenden Einschränkungen die kommenden sechs Monate aufrecht erhalten werden, rechnen zwei Drittel der Einzelhändler mit massiven Umsatzeinbrüchen von mehr als 25 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Auf der anderen Seite müsse ein Anstieg der Infektionszahlen verhindert werden. „Einen zweiten Shutdown würde der Einzelhandel nicht verkraften. 65 Prozent der Unternehmen könnten weitere Betriebsschließungen nicht oder nur mit weiteren Soforthilfen überstehen“, erklärt Steinmetz. Zwar haben mehr als 75 Prozent der Händler auch in der Zeit des Shutdowns durch die Intensivierung oder den Aufbau ihrer Onlinevertriebskanäle Umsätze gemacht, diese konnten aber zumeist nur etwa 20 Prozent des Umsatzminus‘ auffangen.

IHK-Unterstützung für Einzelhändler:

Nach einer ersten erfolgreichen Videokonferenz, bei der sich Einzelhändler über die derzeitige Situation ausgetauscht haben, setzt die IHK dieses Format fort. Die nächste Videokonferenz für Einzelhändler findet am Freitag, 8. Mai, 8.30 Uhr, statt. Anmeldungen sind erforderlich unter: www.mittlerer-niederrhein.ihk.de/22843

Die IHK bietet am 14. Mai, 17 Uhr, das Webinar „Soziale Netzwerke als moderne Verkaufskanäle“, an. Weitere Informationen gibt es unter: www.mittlerer-niederrhein.de/22875


Bildunterschrift:
Stellten die Blitzumfrage zum Einzelhandel vor: Rainer Höppner, IHK-Vizepräsident und Vorsitzender des IHK-Einzelhandelsausschusses (l.), und IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz. Foto: IHK