"Ich habe mich sofort wie ein Azubi gefühlt"

"Ich habe mich sofort wie ein Azubi gefühlt"
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Stand: 17.07.2015

Manchmal findet man erst über Umwege seinen Traumberuf. Das musste auch Merve Aydin aus Mönchengladbach erfahren. Bereits als Realschülerin schnupperte sie in verschiedene Einzelhandelsberufe hinein und machte außerdem ein Praktikum in der Ausländerbehörde. Dabei stellte sie jedoch fest: „Das ist alles nicht das Richtige für mich, obwohl ich gerne Kontakt zu Menschen habe.“ Nach ihrem Abschluss besuchte sie deshalb ein Jahr lang die Höhere Handelsschule und begann danach eine Ausbildung zur zahnmedizinischen Fachangestellten, die sie allerdings nach kurzer Zeit abbrach. „Und dann stand ich da, mitten im Ausbildungsjahr, und wusste erst einmal nicht, was ich machen sollte“, erzählt sie.

Eine Freundin gab ihr den Tipp, sich bei der Stadt-Parfümerie Pieper in Rheydt für eine Einstiegsqualifizierung (EQ) zu bewerben. Damit haben Jugendliche die Möglichkeit, einen Betrieb und seine Abläufe kennenzulernen und so besser einschätzen zu können, ob ein Beruf das Richtige für sie ist. Für Pieper war Merve Aydin jedenfalls ein Volltreffer: Acht Monate später hatte sie einen Ausbildungsplatz als Parfümerie-Fachverkäuferin sicher. „Frau Aydin erfüllt alle Voraussetzungen einer Top-Verkäuferin“, stand auf ihrem EQ-Abschlusszeugnis. Die heute 20-Jährige sagt: „Das hätte ich vorher niemals gedacht.“

Auch Jugendliche, die noch nicht voll ausbildungsfähig sind, weil sie zum Beispiel keinen oder nur einen unzureichenden Schulabschluss haben, können mit der EQ, die sechs bis zwölf Monate dauert, ihre Chancen auf dem Ausbildungsmarkt verbessern. Mehr als 100 verschiedene EQ-Bausteine werden mittlerweile von der Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein angeboten. So gibt es neben der EQ „Handel – Verkaufsvorbereitung“, die Merve Aydin absolviert hat, zum Beispiel bei den Metallberufen die EQ „Bauteileherstellung“, bei den Umweltberufen die EQ „Recycling“ und bei den gastgewerblichen Berufen die EQs „Speisenvorbereitung“, „Catering“ oder „Hotel-Garni-Service“. „Im besten Fall ist die EQ der Einstieg in die Ausbildung oder Beschäftigung“, weiß Heinrich Backes, Referent der IHK Ausbildungs-GmbH. „Und auch für Unternehmen ist sie eine super Möglichkeit, den Menschen hinter den Bewerbungsunterlagen richtig kennenzulernen und so echte Talente zu entdecken.“

Die Stadt-Parfümerie Pieper, die an mehr als 130 Standorten in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Hamburg vertreten ist, nutzt die EQ als ein Instrument, um ihre späteren Auszubildenden kennenzulernen. „Wer Interesse hat, kann immer gerne vorher die Arbeit bei uns ausprobieren – zum Beispiel durch die EQ oder ein Schülerpraktikum in einer unserer Filialen vor Ort“, erklärt Caroline Loock von Pieper. „Die Möglichkeiten und Voraussetzungen können in der jeweiligen Parfümerie jederzeit nachgefragt werden. Und natürlich eignen sich die Ferien perfekt dazu, um sich eine Zeit lang voll auf den möglichen späteren Job zu konzentrieren.“

Merve Aydin, mittlerweile im zweiten Lehrjahr, findet es super, dass sie ohne Vorstellungsgespräch sofort anfangen und mit anpacken konnte. „Ich bin mitten im Weihnachtsgeschäft in die Filiale gekommen und durfte schnell viele Aufgaben übernehmen – auch in der Kundenberatung“, erinnert sie sich. „Dadurch habe ich mich sofort wie ein Azubi gefühlt.“ Und so habe sie schnell erkennen können, dass der Umgang mit Kosmetik- und Pflegeprodukten sehr gut zu ihr und ihren Interessen passt. „In diesem Bereich ist man einfach näher an den Kunden dran. Und das macht mir den größten Spaß.“

Die EQ wird von der Agentur für Arbeit gefördert. Unternehmen, die an dem Programm teilnehmen wollen, wenden sich an die Bildungshotline der IHK, Tel. 02151 635-455. Weitere Infos gibt es im Internet unter:
www.mittlerer-niederrhein.ihk.de/9052

Bildunterschrift:
Merve Aydin hat über die Einstiegsqualifizierung ihren Ausbildungsplatz bei der Stadt-Parfümerie Pieper in Mönchengladbach-Rheydt ergattert.                                   Foto: IHK