Blitzumfrage der IHK zum Brexit

Blitzumfrage der IHK zum Brexit
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Stand: 07.07.2016

Viele auslandsaktive Unternehmen am Mittleren Niederrhein befürchten bei einem Austritt Großbritanniens aus der EU mittelfristig negative Folgen für ihre Exporte in das Vereinigte Königreich. Dies ist das Ergebnis einer Blitzumfrage der IHK Mittlerer Niederrhein, an der sich gut 150 Exporteure aus der Region mit mehr als 20.000 Beschäftigten beteiligten.

„Knapp 56 Prozent der im Ausland aktiven Unternehmen in unserer Region unterhalten Geschäftsbeziehungen zu Großbritannien“, erklärt Jürgen Steinmetz, Hauptgeschäftsführer der IHK Mittlerer Niederrhein. „Das zeigt, dass dieser Markt von großer Bedeutung für die Unternehmen am Mittleren Niederrhein ist.“ Dies gilt insbesondere für den Export. 46 Prozent der Betriebe exportieren Güter und Dienstleistungen nach Großbritannien.

Für den Zeitraum der Verhandlungsphase des EU-Austritts – das heißt in den kommenden zwei Jahren – gehen zunächst 22 Prozent der Unternehmer mit Geschäftsbeziehungen in Großbritannien davon aus, dass die Exporttätigkeit nach Großbritannien beeinträchtigt wird, 74 Prozent der Betriebe gehen von einer Beibehaltung des Status-Quo aus, vier Prozent erwarten sogar eine Zunahme der Exporte ins Vereinigte Königreich. „Dass mehr als jedes fünfte Unternehmen von einem Rückgang der Exporte nach Großbritannien ausgeht, bedeutet nicht, dass jetzt Geschäftsbeziehungen gekappt werden“, erläutert Steinmetz. „Vielmehr dürfte hier die Befürchtung zum Ausdruck gebracht werden,
dass nach der Abwertung des Pfunds Produkte aus der Euro-Zone für die Abnehmer in Großbritannien teurer und somit weniger nachgefragt werden.“

Etwas anders bewerten die Unternehmer am Mittleren Niederrhein die mittelfristige Perspektive nach dem Ablauf der Übergangszeit von zwei Jahren. 45 Prozent der im Vereinigten Königreich aktiven Unternehmen gehen von sinkenden Exporten nach Großbritannien aus, 51 Prozent prognostizieren gleich bleibende Exporte, vier Prozent eine Steigerung der Ausfuhren. „Diese Zahlen zeigen, dass sich der Brexit nachhaltig negativ auch auf die regionale Wirtschaft auswirken kann“, erklärt Steinmetz. „Wir wissen aber auch: Das ist eine Ad-Hoc-Einschätzung der Unternehmen.“ Niemand wisse schließlich, wie die internationalen wirtschaftlichen Beziehungen zwischen dem Vereinigten Königreich und dem Rest der EU aussehen werden. Das ist Gegenstand der anstehenden Verhandlungen. „Beruhigend ist zumindest, dass die Unternehmer derzeit nicht davon ausgehen, dass sich ein Brexit auf ihre Beschäftigtenzahl hierzulande oder das Investitionsverhalten an den deutschen Standorten auswirkt“, erklärt Steinmetz.

Unabhängig davon bewerten die auslandsaktiven Betriebe am Mittleren Niederrhein insbesondere die rechtlichen und politischen Unsicherheiten –etwa Austrittsbestrebungen weiterer Länder – als wesentliches Risiko des britischen EU-Austritts. Dies trifft auf 73 Prozent der Exporteure zu. Auch in der möglichen Zunahme tarifärer Handelshemmnisse (zum Beispiel Zölle), einer befürchten Zunahme nicht-tarifärer Handelshemmnisse (zum Beispiel neue Zolldokumente) und eventuellen Wechselkursrisiken beziehungsweise einer möglichen weiteren Pfundabwertung sehen jeweils mehr als 60 Prozent der befragten Firmen Risiken für ihre Geschäfte.