Digitalisierung und die Folgen für die duale Ausbildung

Digitalisierung und die Folgen für die duale Ausbildung
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Stand: 21.11.2016

Digitalisierung, Wirtschaft 4.0 – der Megatrend ist in aller Munde. Aber wie wirkt er sich auf die duale Ausbildung aus? Wie müssen die Unternehmen auf die rasanten Entwicklungen reagieren? Welche Anforderungen müssen Schüler künftig erfüllen? Das sind nur einige Fragen, mit denen sich die Teilnehmer des Bildungskongresses 2016 der Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein beschäftigten.

„Die duale Ausbildung wird sich in einigen Bereichen verändern“, sagte IHK-Präsident Heinz Schmidt bei der Begrüßung der rund 150 Gäste. „Die Digitalisierung macht nicht Halt vor der Bildung. Wir müssen uns alle umstellen, Ausbilder, Lehrer, Betriebe und Schüler gleichermaßen. Und wir müssen Schulen und Berufskollegs so ausrüsten, dass wir jungen Leuten weiterhin eine hochwertige Ausbildung bieten können.“ Und der Präsident ist sicher: „Weiterbildung wird wichtiger denn je.“ Eine Prognose, die IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz uneingeschränkt teilt: „Qualifizierte Mitarbeiter sind das Kapital der Unternehmen. Digitalisierung muss sich auch auf die berufliche Ausbildung auswirken.“

Wie das erreicht werden kann, erläuterte Prof. Dr. Friedrich Hubert Esser. Der Präsident des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) sprach zum Thema „Auf nach Digitalien?! Ausbildung und Qualifizierung für die Wirtschaft 4.0.“ und machte gleich zu Beginn klar, dass die Digitalisierung Auswirkungen auf Arbeitsanforderungen, Berufsbilder, Ausbildungsberufe, Lernformen und Weiterbildung habe. „Aber wir sollten bei den Menschen keine Ängste schüren. Nicht alle 330 Ausbildungsberufe werden gleichermaßen betroffen sein. Und wenn oft davon die Rede ist, dass viele Arbeitsplätze durch die Digitalisierung verloren gehen, dann dürfen wir nicht vergessen, dass im selben Zuge auch neue entstehen.“ Vor allem die IT-Branche profitiere vom Megatrend. Neue Berufsbilder müssten definiert, manche zusammengelegt werden. Dabei müssten die berufsbildenden Schulen mit in den Prozess eingebunden werden. „Welche Lernvoraussetzungen brauchen wir und welche grundlegende IT-Kompetenz wird von Schülern erwartet?“, sind für den Professor nur einige der relevanten Fragestellungen. Am Ende versicherte er den Teilnehmern des Bildungskongresses: „Digitalisierung ist die Chance, Berufsbildung in Deutschland wieder attraktiver zu machen. Und das führt dann auch wieder zu mehr Wertschätzung.“

In einer anschließenden Diskussion mit den Zuhörern ging es unter anderem um die Verantwortung der Politik bei der Ausstattung von Schulen, um eine bessere Unterstützung von Lehrern und Schulleitern sowie um die gute Zusammenarbeit mit der Wirtschaft vor Ort.

Den Bogen von Bildung und Wirtschaft zum Sport spannte Horst Schlüter. Der Laufbahnberater des Olympiastützpunkts Rheinland ist in allen Fragen der dualen Karriere einer der ersten Ansprechpartner für Spitzensportler, die neben ihrer sportlichen auch ihre berufliche Karriere stärken möchten. Gemeinsam mit Heiko Jansen von der AOK Rheinland/Hamburg, Thomas Kempen von der Rheinland Versicherungsgruppe sowie deren Auszubildenden und Spitzensportlern Barbara Müller und Ian Hüter diskutierte Schlüter über die „Duale Karriere – Leistungsträger in Beruf und Sport“. Sie zeigten Wege auf, wie die Athleten Schule, Ausbildung und Beruf mit dem Leistungssport vereinbaren können.

Mit einem Vortrag von Dr. Manfred Lütz endete der IHK-Bildungskongress 2016 humorvoll. Der Arzt, Theologe, Schriftsteller und Kabarettist klärte die Teilnehmer darüber auf „Wie Sie unvermeidlich glücklich werden“. „Es ist mein voller Ernst, dass man unvermeidlich glücklich werden kann. Und da es solche Wege gibt, die ausnahmslos jedem offenstehen, darf man darüber nicht schweigen.“ Der Psychiater und Psychotherapeut erzählte von Glückssucht, Illusionen und dem ganz normalen Irrsinn. Er präsentierte unterhaltsam und verständlich die Geschichte der Philosophie als kleine Geschichte des Glücks und zeigte ganz ernsthaft Wege zum Glück – mit verblüffenden Geschichten und schlüssigen Argumenten.

„Der Bildungskongress 2016 war ein voller Erfolg: Wir haben Unternehmer, Personalmanager und Verantwortliche für Bildungsprozesse unserer Region zusammengebracht und Impulse gegeben“, sagte Petra Pigerl-Radtke, Geschäftsführerin des IHK-Bereichs Aus- und Weiterbildung. „Die vielen Aussteller haben ihr Übriges zum Austausch und Netzwerken dazu beigetragen.“


Bildunterschrift:
Prof. Dr. Friedrich Hubert Esser, Präsident des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB), machte klar, dass die Digitalisierung Auswirkungen auf Arbeitsanforderungen, Berufsbilder, Ausbildungsberufe, Lernformen und Weiterbildung haben wird.