Gelungene Premiere der Wirtschaftsreihe "Forum"

Gelungene Premiere der Wirtschaftsreihe "Forum"
© IHK Mittlerer Niederrhein

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Stand: 23.06.2016

Eine provokante These von einem eloquenten Querdenker mit viel Humor präsentiert – die Premiere der neuen Wirtschaftsveranstaltung „Forum“ für den Kreis Viersen, war ein voller Erfolg. Rund 100 Unternehmer waren der Einladung der IHK Mittlerer Niederrhein, der Rheinischen Post und der Invest Region Viersen ins Kreishaus gefolgt, um Prof. Dr. Michael Braungart zu hören. „Warum Verschwendung nützlich ist – Für eine Kultur der Großzügigkeit“ lautete der Titel seines Vortrags. Braungart ist Geschäftsführer der EPEA Internationale Umweltforschung GmbH in Hamburg, Dozent an diversen Universitäten, wissenschaftlicher Leiter des Hamburger Umweltinstituts und prominenter Kritiker gängiger Nachhaltigkeitsprinzipien.

„Wie kommen wir von den Weltuntergangsdiskussionen zu echten Innovationen? Darum geht es“, erklärte Braungart. Die üblichen Umweltschutzprämissen wie „Energie sparen“ und „Produktionsprozesse weniger schädlich gestalten“ führen für ihn letzlich nicht zum Ziel. „Früher waren in einigen Kunststoffprodukten 90 schädliche Stoffe, heute sind es 50. Was haben wir dadurch erreicht?“, fragte er. Das sei doch ein jämmerliches Ergebnis. „Produkte und Produktionsprozesse müssen so entwickelt sein, dass Verschwendung kein Problem mehr ist, sie müssen nützlich sein und nicht nur weniger schlecht“, lautet seine These.

Gemeinsam mit dem Architekten William McDonough hat Braungart das Cradle to Cradle-Designkonzept entwickelt. Materialien und Produkte
sollten demnach so gestaltet sein, dass sie am Ende wieder in Kreisläufe eingebracht werden können – eben von der „Wiege zur Wiege“ und nicht von der „Wiege zur Bahre“. Braungart: „Material, das am Ende Müll wird, taugt nichts.“

Mit zahlreichen Beispielen führte Braungart den Gästen vor Augen, wie qualitativ minderwertig oder schädlich eine Vielzahl von Produkten ist und wie nachlässig mit Ressourcen umgegangen wird. „Mobiltelefone enthalten 41 Elemente, aber nur neun davon werden recycelt“, sagte Braungart und beschrieb die Recycling-Praxis in der Automobilindustrie: „Etwa 40 verschiedene Stahllegierungen sind heute in Autos enthalten, aber beim Recycling wird aus dem Auto einfach Baustahl gemacht. Somit gehen alle verwendeten wertvollen Buntmetalle verloren.“ Ein klügeres Recycling sei notwendig.

Dem Cradle to Cradle-Modell Braungarts zufolge müssen Produkte, die verschleißen, wieder bedenkenlos in die Biosphäre gebracht werden können – zum Beispiel kompostierbar sein – und Produkte, die nur benutzt werden, müssen am Ende wieder in den Kreislauf der sogenannten Technospähre eingebracht werden können. „So bleiben einmal geschöpfte Werte für Mensch und Umwelt erhalten“, erläuterte Braungart und betonte, dass sein Konzept keine Vision, sondern längst Realität sei. „Rund 6.500 Cradle to Cradle-Produkte gibt es bereits.“ Er appellierte an die Unternehmer, ihre Prozesse und Produkte auf den Prüfstand zu stellen. Sein Ansatz sei weniger ökologisch als ökonomisch getrieben: „Es geht um bessere Produktionsprozesse, bessere Produkte und letzlich auch um bessere Geschäfte.“

IHK-Präsident Heinz Schmidt und Landrat Dr. Andreas Coenen bedankten sich beim Referenten für den faszinierenden Vortrag und freuten sich über das große Interesse der Unternehmen an der Veranstaltung. „Wir möchten mit unserem Forum auch explizit im Kreis Viersen ein Zeichen setzen“, erklärte Schmidt. Von Moderator Martin Röse, Redaktionsleiter der Rheinischen Post in Viersen, auf das wirtschaftliche Potenzial des Kreises angesprochen, antwortete Schmidt: „Der Konversionsstandort Niederkrüchten-Elmpt bietet mittelfristig enorme Entwicklungsperspektiven – von einem solchen Areal können die Wirtschaftsförderer in den Nachbarstädten nur träumen.“ Auch die Tourismusbranche sei ein nicht zu unterschätzender Wirtschaftsfaktor für den Kreis. Eine gemeinsame, regionale Wirtschaftsförderung der Städte und Kreise am Niederrhein sei das richtige Instrument, um mehr Gäste in die Region zu locken. „Unsere Aufgabe als Verwaltung ist es, gute Rahmenbedingungen für die Wirtschaft zu schaffen“, ergänzte der Landrat. „Der Kreis Viersen ist auf einem guten Weg.“

Bildtext (1): Prof. Dr. Michael Braungart plädierte beim „Forum“ in Viersen für eine Kultur der Großzügigkeit.            
Foto: IHK