Innovationstag 2016: Arbeiten in der digitalen Welt

Innovationstag 2016: Arbeiten in der digitalen Welt
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Stand: 17.06.2016

Welche Rolle wird der Mensch in den Fabriken der Zukunft spielen? In welcher Form wird die Digitalisierung die Arbeitswelt verändern? Ist Industrie 4.0 ein Risiko oder eine große Chance für die Beschäftigten? Diese Fragen standen im Mittelpunkt des Innovationstags 2016 in den Räumen der 3M Deutschland GmbH in Neuss. Rund 100 Teilnehmer waren der Einladung von IHK NRW gefolgt. „In der Smart Factory wird der Mensch eine entscheidende Rolle spielen“, erklärte Jürgen Steinmetz, Hauptgeschäftsführer der IHK Mittlerer Niederrhein, zur Begrüßung. „Industrie 4.0 wird den Menschen nicht aus den Werkhallen verbannen, sondern ihn anders fordern.“ Daher seien lebenslanges Lernen und die ständige Modernisierung der Berufsbilder wichtiger denn je.

Rainer Schmeltzer, Minister für Arbeit, Integration und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen, teilte die optimistische Einschätzung und betonte in seinem Grußwort: „Wir in NRW wollen die Digitalisierung mitgestalten.“ IT-Sicherheit und Datenschutz seien dabei zentral. „Kein Unternehmen möchte seine Produktdaten preisgeben und kein Mitarbeiter unangemessen kontrolliert werden.“  Entscheidend für einen erfolgreichen digitalen Wandel seien gut ausgebildete Fachkräfte auf allen Ebenen der Produktion, sagte Schmeltzer und appellierte an die Unternehmer: „Nehmen Sie ihre Beschäftigten mit, beteiligen Sie ihre Betriebs- und Personalräte und nutzen Sie die Erfahrung und das Wissen ihrer Mitarbeiter – dann bieten sich vielversprechende Möglichkeiten.“

Einen wissenschaftlichen Blick auf das Thema warf anschließend Dr. Peter Ittermann von der Technischen Universität Dortmund. In seinem Impulsvortrag beleuchtete er zunächst den Status Quo: „Wir befinden uns in der zweiten Phase der wirtschaftlichen Digitalisierung, wir erleben das Internet der Dinge und Dienste in den Bereichen Wohnen, Medizin, Verkehr, Industrie.“ Industrie-4.0-Technologien wie „smarte“ Produktionssysteme, neue Robotikkonzepte, Assistenzsysteme und Social-Media-Funktionalitäten könnten dazu beitragen, die internationale Spitzenposition der deutschen Industrie noch auszubauen und ganze Geschäftsmodelle und Wertschöpfungsketten zu revolutionieren.

Über die Konsequenzen dieser Prozesse für die Arbeitswelt werde in der Forschung kontrovers debattiert, wie Ittermann den Teilnehmern des Innovationstags vor Augen führte: „Es gibt eine pessimistische und eine optimistische Sicht auf die Entwicklung.“ Die Skeptiker befürchten weitreichende Jobverluste, die Abwertung von Qualifikationen und die Erosion mittlerer Tätigkeiten. Die Optimisten dagegen gehen davon aus, dass die Digitalisierung neue Arbeitsplätze schafft, das Wachstum antreibt, Arbeit aufwertet und den Beschäftigten mehr Autonomie und Selbstorganisation ermöglicht.

„Wir können derzeit nicht eindeutig sagen, welche Folgen die Digitalisierung für die Arbeitswelt haben wird“, sagte Ittermann. „Der Erhalt hochwertiger Beschäftigung in der Industrie ist durchaus möglich – aber kein Selbstläufer.“ Es werde nicht um die Frage „Mensch oder Technik?“ gehen, sondern darum, wie das Zusammenwirken von Mensch, Technik und Organisation an den Schnittstellen gestaltet werde.

Weitere Vorträge zur Entwicklung der Arbeitswelt im digitalen Zeitalter und Beispiele aus der unternehmerischen Praxis rundeten das Angebot des Innovationstags 2016 von IHK NRW ab.

IHK NRW ist der Zusammenschluss der 16 Industrie- und Handelskammern in Nordrhein-Westfalen. IHK NRW vertritt die Gesamtheit der IHKs in NRW gegenüber der Landesregierung, dem Landtag sowie den für die Kammerarbeit wichtigen Behörden und Organisationen.

Bildunterschrift: Rainer Schmeltzer, Minister für Arbeit, Integration und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen, sprach beim Innovationstag in Neuss.