„Ein echter Glücksgriff für alle“

„Ein echter Glücksgriff für alle“
© IHK Mittlerer Niederrhein

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Stand: 01.08.2018

Vorgesetzte, Kollegen und Lehrer sind voll des Lobes für ihn. „Wir sind begeistert davon, was er macht und wie er es macht“, sagt Maximilian Reisch, Geschäftsführender Gesellschafter der Tevaris GmbH. Gemeint ist sein Auszubildender Jens Müller (Name von der Redaktion geändert). Der 28-Jährige ist als dualer Student bei dem Mönchengladbacher Unternehmen angestellt – oder besser: war angestellt. Denn inzwischen hat er seine Ausbildung zum Fachinformatiker Anwendungsentwicklung im Unternehmen mit einer glatten eins beendet. Auf den ersten Blick nichts Ungewöhnliches – wäre da nicht die Behinderung des jungen Mannes. 

Während seines Physik-Studiums hat Jens Müller erfahren, dass er eine milde Form des Asperger-Syndroms hat. Dabei handelt es sich um eine Entwicklungsstörung aus dem Autismus-Spektrum. Lief bis zum Abitur noch alles glatt, kam er an der Uni nicht gut klar. Die Folge: Der Abbruch des Studiums. Müller beschloss, eine Ausbildung zu machen, wusste jedoch nicht, wie er sich verhalten sollte: „Es fiel mir schwer, mit dem Thema umzugehen. Sollte ich das zum Beispiel dem Arbeitgeber sagen oder nicht?“. 

Rat und Hilfe fand er schließlich bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein. Und zwar bei der Fachberatung Integration der IHK Ausbildungs-GmbH im Auftrag des Integrationsamtes des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR). Der Fachberater Alfred Wagner hilft Unternehmen dabei, Menschen mit Behinderung einzustellen. „Sie können ein großer Gewinn für Unternehmen sein. Und im Fall von Jens Müller trifft das ja auch voll zu.“ Eine weitere IHK-Fachberaterin war und ist dabei involviert: Michaela Uelkes, die als Matcherin in Mönchengladbach und im Rhein-Kreis Neuss Ausbildungsbetriebe und Jugendliche passgenau zusammenbringt. So auch im Fall von Jens Müller und dem Mönchengladbacher Software-Unternehmen. „Mein Bauchgefühl sagte mir gleich, dass er ein super Informatik-Azubi sein wird“, erinnert sich Uelkes und sollte Recht behalten. Sowohl der Chef als auch sein Azubi sind dankbar für die Unterstützung der IHK-Mitarbeiter. Etwa bei der Hilfe durch den Fördermittel-Dschungel. „Aber ganz ehrlich?“, so Reisch, „ich hätte es auch ohne Förderung gemacht. Seine offene Art, mit seinem Handicap umzugehen, hat mich sofort überzeugt.“  

In einem Jahr wird Jens Müller auch sein Bachelor-Informatikstudium beenden. So lange ist er als Werkstudent bei der Tevaris GmbH angestellt. Und dann? „Ich habe keine Pläne“, sagt der 28-Jährige bescheiden. „Von unserer Seite spricht nichts dagegen, dass er bei uns bleibt“, sagt sein Chef. „Wir würden den Weg gerne weiter mit ihm gehen – aber wir haben Verständnis, wenn er mal über den Tellerrand schauen möchte und etwas anderes macht.“ Aber egal, wofür sich Jens Müller entscheidet: Er hat ganz offenbar auf allen Ebenen überzeugt. Reisch: „Er ist wirklich ein echter Glücksgriff für alle.“  

Mehr Informationen zur Fachberatung Integration gibt es bei Alfred Wagner, Tel. 02131 9268-567. Dieser Beratungsservice bietet umfangreiche Hilfestellung und Unterstützung bei allen Themen der beruflichen Integration schwerbehinderter Menschen sowie bei der Antragstellung bei den zuständigen Stellen an. Der Matching-Service (Michaela Uelkes, Tel. 02161 241-113) läuft in Mönchengladbach und im Rhein-Kreis Neuss unter dem Projekt „Passgenaue Besetzung“. Die Unterstützung von kleinen und mittleren Unternehmen bei der passgenauen Besetzung von Ausbildungsplätzen sowie bei der Integration von ausländischen Fachkräften wird aus dem Europäischen Sozialfonds (ESF) der Europäischen Union kofinanziert und aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestags vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie gefördert. Beide IHK-Angebote sind für Unternehmen und Jugendliche kostenlos. 

BILDUNTERSCHRIFT: 
Sie sind alle mächtig stolz auf ihren Schützling Jens Müller (2.v.l.): IHK-Integrationsberater Alfred Wagner, Tevaris-Geschäftsführer Maximilian Reisch, IHK-Matcherin Michaela Uelkes und Tevaris-Ausbilderin Yvonne Conconi (v.l.). Foto: IHK