Betriebe geben Krefeld eine "Drei plus"

Betriebe geben Krefeld eine "Drei plus"
© IHK Mittlerer Niederrhein

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Stand: 18.05.2018

Die Beschäftigtenzahl in Krefeld wächst und Standortfaktoren wie die überörtliche Verkehrsinfrastruktur und die Ausbildungsinfrastruktur werden von den Unternehmen in der Stadt sehr gut bewertet. Gleichzeitig schneidet die Stadt bei den Standortfaktoren „Qualität der Innenstadt“ und „Kommunale Kosten und Leistungen“ weniger gut ab. Das sind wesentliche Ergebnisse einer Standortanalyse für Krefeld, die von der Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein vorgestellt wurde. Die Analyse basiert auf einer Studie des Regionalökonomen Prof. Dr. Rüdiger Hamm von der Hochschule Niederrhein sowie einer Umfrage der IHK unter 200 Krefelder Betrieben mit insgesamt rund 10.000 Beschäftigten. Die befragten Unternehmen bewerteten mehr als 50 Standortfaktoren hinsichtlich ihrer Qualität vor Ort und ihrer Bedeutung. „Insgesamt geben die Unternehmen ihrer Stadt die Note ‚Drei plus‘“, erklärte IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz. „Sie sind zufrieden, sehen aber durchaus noch Verbesserungspotenzial.“ Der von Stadt und IHK initiierte „Aktionsplan Wirtschaft für Krefeld“, so Steinmetz, sei der richtige Weg, den Standort Krefeld weiterzuentwickeln und das Image der Stadt zu verbessern.

Zum Auftakt stellte Hamm einige wesentliche Fakten zur Wirtschaftsstruktur und ökonomischen Entwicklung der Stadt in den vergangenen Jahren vor. „In der Vergangenheit war Krefeld vor allem von der Textilindustrie geprägt, heute ist die Chemische Industrie die größte Industriesparte in der Stadt“, erläuterte Hamm. „Auch im Vergleich zum Land Nordrhein-Westfalen insgesamt ist die Chemische Industrie am Standort Krefeld überdurchschnittlich stark vertreten.“ Der Beschäftigungsanteil dieser Branche ist gut viermal so hoch wie in NRW. Seit dem Jahr 2008 sind in dieser Branchen 1.000 neue Jobs entstanden. Den größten Beschäftigungsrückgang verzeichneten in den vergangenen Jahren zwei Krefelder Traditionsbranchen. Bei den Metallerzeugern und Maschinenbauern sind mehr als 2.500 Jobs verloren gegangen. Die beschäftigungsstärkste Branche in Krefeld ist der Bereich Gesundheit und Soziales. In ihm arbeiten rund 4.000 Beschäftigte mehr als im Jahr 2008.

Anschließend präsentierte IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz die Umfrageergebnisse. 53 Prozent der Betriebe bewerten den Standort mit der Note „Eins“ oder „Zwei“. Eine „Drei“ oder „Vier“ vergeben 43 Prozent der Unternehmen. Für gut vier Prozent der Gewerbetreibenden sind die Bedingungen in der Region mangelhaft oder ungenügend. Die Ergebnisse für die Gesamtregion Mittlerer Niederrhein fallen geringfügig besser aus.

„Dass die Unternehmen insgesamt zufrieden mit dem Standort sind, liegt vor allem an der guten Lage und der überörtlichen Verkehrsanbindung der Stadt“, erläuterte der IHK-Hauptgeschäftsführer. Gut bewertet wird zudem die (Aus-) Bildungsinfrastruktur. Die Unternehmen sind mit dem Angebot an allgemeinbildenden Schulen und Berufsschulen, der Weiterbildung und mit den (Fach-)Hochschulen in der Region durchweg zufrieden.

Ambivalent ist die Bewertung der IuK-Infrastruktur. Die Informations- und Kommunikationsinfrastruktur wird in Krefeld von den Unternehmen besser bewertet als in den anderen Teilregionen des IHK-Bezirks. Dennoch fällt die Qualitätsbewertung dieses Standortfaktors deutlich schlechter aus als noch im Jahr 2012. „Das ist ein Zeichen dafür, dass man sich noch nicht zurücklehnen kann. Die Unternehmen fühlen sich aufgrund steigender Anforderungen an die Internetverbindung schlechter versorgt als vor sechs Jahren“, so Steinmetz.

Dagegen werden mehrere innerstädtische Standortfaktoren – insbesondere die innerstädtischen Straßenverhältnisse, der Zustand der Straßen und das Stadtbild – von den Krefelder Betrieben deutlich stärker kritisiert als von den Unternehmen in der Gesamtregion Mittlerer Niederrhein. „Auch die Bewertung der Standortkosten ist nicht zufriedenstellend. Sie ist sogar schlechter als im Jahr 2012. Hier besteht somit, Handlungsbedarf“, sagte Steinmetz.

In der anschließenden Diskussion mit Steinmetz, Oberbürgermeister Frank Meyer, IHK-Vizepräsident Dr. Stefan Dresely und dem Unternehmer Christoph Rochow (Stromps +Co. GmbH Intern. Spediteure – Transport-Kontor) ging IHK-Präsident Elmar te Neues auf die gute Lage Krefelds ein: „Daraus müssen wir mehr machen.“ Es müsse verstärkt in die Infrastruktur investiert werden, damit die Gewerbegebiete künftig besser erreichbar seien. Rochow unterstützte diese Postion: „Von Krefeld aus ist innerhalb einer Lkw-Stunde ein Viertel der deutschen Bevölkerung erreichbar – das ist ideal.“ Insbesondere eine bessere Anbindung des Krefelder Hafens sei von entscheidender Bedeutung, ergänzte Dresely.

Mindestens ebenso wichtig sei die Verfügbarkeit von Gewerbeflächen, so Steinmetz. „Sonst ist kein Wertschöpfungs- und Beschäftigungswachstum möglich.“ Die Flächenknappheit zeige, dass Krefeld ein gefragter Standort sei, fügte Meyer hinzu. Mit Blick auf das mögliche „Nein“ der Meerbuscher Politik zu dem seit Jahren mit der Nachbarkommune geplanten Interkommunalen Gewerbegebiet an der A44 sagte der Oberbürgermeister: „Der Zug ist noch nicht abgefahren. Wir werben derzeit intensiv bei unseren Meerbuscher Partnern für das Gewerbegebiet. Es lohnt sich, dafür zu kämpfen.“

Als große Chance für Krefeld bezeichnete Meyer den „Aktionsplan Wirtschaft für Krefeld“, der kürzlich gemeinsam von IHK und Stadt vorgestellte wurde. Dieses strategische Handlungskonzept wird in den kommenden Monaten mit zahlreichen Akteuren aus Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung gemeinsam entwickelt. Das Ziel sind konkrete Projekte zur Stärkung des Standorts in den Bereichen „Infrastruktur, Mobilität und Flächen“, „Innovation, Gründung und Digitalisierung“, „Bildung, Fachkräfte und Arbeitsmarkt“ sowie „Lebensqualität und Urbanität“. Im Rahmen einer Auftaktveranstaltung am 9. Juli wird der Prozess vorgestellt und erläutert. Der IHK-Hauptgeschäftsführer warb bei den Gästen dafür, die Aktionsplan-Initiative zu unterstützen: „Wieso soll Krefeld beim Breitbandausbau, bei der Förderung von Start-ups, bei der Umsetzung neuer Mobilitätstechnologien nicht demnächst schneller und besser sein als andere? Wir wollen eine Aufbruchsstimmung in Krefeld erzeugen. Diese Stadt hat es verdient.“

Bildtext: Sie diskutierten über den Wirtschaftsstandort Krefeld (v.r.): Jürgen Steinmetz (IHK-Hauptgeschäftsführer), Elmar te Neues (IHK-Präsident), Frank Meyer (Oberbürgermeister der Stadt Krefeld), Dr. Stefan Dresely (IHK-Vizepräsident), Moderatorin Beate Kowollik und Christoph Rochow (Stromps +Co. GmbH Intern. Spediteure – Transport-Kontor). Foto: IHK