IHK-Regionalausschuss tagte in der Plange Mühle

IHK-Regionalausschuss tagte in der Plange Mühle
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Stand: 20.11.2018

Vor dem Hintergrund der derzeitigen Diskussion um den Ausstieg aus der Braunkohle haben sich die Mitglieder des Regionalausschusses Neuss der Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein in ihrer jüngsten Sitzung mit dem Thema Energie beschäftigt. „Die Energieversorgung ist gerade für den Rhein-Kreis Neuss mit seinen Kraftwerken, aber auch mit seinen vielen energieintensiven Unternehmen, etwa in der Alu-, Chemie- oder Nahrungsmittelindustrie besonders relevant“, betonte der Ausschussvorsitzende Christoph Buchbender.

Dabei lernten die Mitglieder eines der Unternehmen in der Region kennen, für die Energieeffizienz und Klimaschutz eine zentrale Rolle spielen: Die Plange Mühle im Neusser Hafen konnte in den vergangenen acht Jahren den Energieverbrauch um 13 Prozent, den Stromverbrauch um elf Prozent und den Wärmeverbrauch um 22 Prozent pro Tonne Vermahlung reduzieren – und das bei einer Steigerung der Produktionsmenge um 20 Prozent. „Diese Erfolge haben insgesamt zur Reduktion des CO2-Ausstoßes um 59 Prozent pro Tonne Vermahlung geführt“, erklärte die kaufmännische Leiterin Anne Brüning. „Sie zeigen aber zugleich auf, wie wichtig Energie für uns als energieintensives Unternehmen ist.“ In Neuss werden in der Mühle mit ihren rund 100 Mitarbeitern jährlich rund 420.000 Tonnen Roggen und Weizen vermahlen. Trotz der bereits erreichten Erfolge hat sich das Unternehmen für die Zukunft noch viel vorgenommen: Die Energieleistungskennzahlen sollen pro Jahr um ein Prozent gesenkt werden. Dazu wird zurzeit geprüft, ob in Zukunft Anlieferungen vermehrt über die Schiene erfolgen oder wie Räume und Warmwasser mittels Abwärme geheizt werden können.

Im Anschluss erläuterte Michael Gessner, Abteilungsleiter für Energie, Klimaschutz, Bergbau im NRW-Wirtschaftsministerium, die Herausforderungen, vor denen die Region im Rahmen der Energiewende steht. Wenn Atomenergie und möglicherweise auch Kohlestrom durch den teureren Energieträger Gas ersetzt würden, bestehe die Gefahr, dass die Stromkosten steigen und damit letztlich dem Standort schaden. Hinzu komme, dass die notwendigen Infrastrukturvorhaben wie der Leitungsbau, auf immer größeren Widerstand stießen und nur langsam vorankämen. Diese Leitungen seien aber dringend erforderlich, um insbesondere die im Norden gewonnene Windenergie zu transportieren. Gerade NRW als großer Verbraucher sei darauf angewiesen, an die zukünftigen Erzeugungsschwerpunkte im Norden gut angebunden zu sein. Der Abteilungsleiter betonte, dass Stromerzeugung und Industrie insgesamt bereits einen überdurchschnittlichen Beitrag zur CO2-Vermeidung geleistet hätten, wohingegen die CO2-Emissionen im Wohn- und Verkehrsbereich bestenfalls stagnierten.

Gessner unterstrich, dass das Land NRW voll zu den Zielen der Energiewende stehe, sich aber für eine bessere instrumentelle Umsetzung einsetze. „Es gehört zu den international einmaligen Entscheidungen, dass am Beginn des Prozesses der deutschen Energiewende mit der Atomenergie gerade ein CO2-freier Energieträger abgeschaltet wird“, erklärte Gessner weiter. „Die jetzt durch den Koalitionsvertrag auf Bundesebene angestoßene Diskussion um das Ende der Kohleverstromung aus klimapolitischen Gründen kann dazu führen, dass wir Atom- beziehungsweise Kohlestrom aus unseren Nachbarländern importieren müssen.“ Dabei sei zweifelhaft, dass diese Länder gerade im Winter die dafür notwendigen Kapazitäten hätten. „Unter Klimaschutzaspekten genauso widersprüchlich ist, dass der tatsächliche Ausbau der erneuerbaren Energien unter dem bisherigen CO2-Handelsregime der EU kaum berücksichtigt wird und dadurch freiwerdende CO2-Verschmutzungsrechte anderen Ländern oder Industrien zur Verfügung stehen, denn die CO2-Gesamtmenge wird innerhalb der Handelsperiode bisher nicht verringert“, so der Abteilungsleiter.