IHKs legen neue Studie vor

IHKs legen neue Studie vor
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Stand: 28.08.2019

Wie muss sich das Rheinische Revier aufstellen, um die Herausforderungen, die mit dem Ausstieg aus der Kohleverstromung verbunden sind, zu meistern? Antworten auf diese Frage gibt die Studie „Energiepolitischer Handlungsbedarf durch einen beschleunigten Kohleausstieg“, die die Industrie- und Handelskammern (IHKs) Aachen, Köln und Mittlerer Niederrhein beim Beratungsunternehmen Frontier Economics in Auftrag gegeben hatten. „Die Analyse macht zweierlei deutlich“, erklärt Jürgen Steinmetz, Hauptgeschäftsführer der IHK Mittlerer Niederrhein: „Zum einen zeigt sie, dass wir uns nicht nur auf die Frage der Strukturförderung konzentrieren dürfen, sondern in erster Linie auf energiepolitische und energiewirtschaftliche Fragen.“ Die Begründung dafür liegt laut Steinmetz auf der Hand: „Je gründlicher wir die energiepolitischen und -wirtschaftlichen Aspekte klären, desto besser sind die Voraussetzungen, dass die Strompreise und die Versorgungssicherheit stabil gehalten werden können.“ Das wiederum verringere die negativen Auswirkungen auf Beschäftigung und Wertschöpfung. Zum anderen verdeutliche die Analyse, dass Nordrhein-Westfalen mit seinem Rheinischen Revier sehr gute Voraussetzungen zum Gelingen der Energiewende mitbringe.

„Wir verfügen im Rheinland über die technologischen Lösungen zur Bewältigung der Energiewende. An diese Stärken müssen wir anknüpfen, um die mit dem beschleunigten Kohleausstieg verbundenen energiewirtschaftlichen Fragestellungen nachhaltig und möglichst klimaneutral zu lösen“, bekräftigt Michael F. Bayer, Hauptgeschäftsführer der IHK Aachen. Entsprechend liefert die Studie Maßnahmenvorschläge in vier Bereichen. „Aufgrund der großen Bedeutung der Versorgungssicherheit für unsere Unternehmen muss erstens ein sorgfältiges Monitoring der Versorgungssicherheit installiert werden“, betont Bayer. Zweitens nennt die Studie unter dem Stichwort „Stromerzeugung“ folgende Ziele: Schaffung von Ersatzkapazitäten für wegfallende Kohleverstromung, ein forcierter Ausbau der erneuerbaren Energien, Schaffung von Rahmenbedingungen für Investitionen in Gaskraftwerke im Rheinischen Revier und die Umstellung von Kohlekraftwerken auf Erdgas beziehungsweise erneuerbares Gas. Das dritte Maßnahmenpaket betrifft Netze und Speicher. Zum Beispiel müssten die Netze schnell ausgebaut und Lösungen für einen intelligenten Netzbetrieb gefunden werden. Zudem müsste das Erdgasnetz zur Speicherung von Wasserstoff und erneuerbarem Gas genutzt werden. Viertens geht die Studie davon aus, dass Unternehmen – im Rahmen der vorhandenen Möglichkeiten – durch eine Flexibilisierung ihrer Stromnachfrage einen wesentlichen Beitrag zur Energiewende leisten und von Vorteilen der Energiewende profitieren können. Um Wettbewerbsnachteile durch stark steigende Strompreise zu vermeiden, ist es allerdings notwendig, das Entgelt-, Umlagen- und Abgabensystem umfassend zu reformieren.

„Für die Umsetzung dieser Maßnahmen hat das Rheinische Revier gute Voraussetzungen“, betont Ulf C. Reichardt, Hauptgeschäftsführer der IHK Köln. „Wir verfügen zum Beispiel mit unseren zahlreichen Kraftwerksstandorten und umfassenden Strom-, Gas- und Wärmenetzen über eine umfangreiche energiewirtschaftliche Infrastruktur sowie über viele sehr gut ausgebildete Fachkräfte in der Energiewirtschaft.“ Nicht zu vergessen sei die hervorragende Hochschul- und Forschungslandschaft. „Unter diesen Voraussetzungen könnte sich das Rheinische Revier als Energierevier der Zukunft positionieren und ein Modellstandort für das künftige Energiesystem werden, auf dessen Erfahrungen auch in anderen Regionen aufgebaut werden könnte“, sagt Reichardt.

Bereits im vergangenen Jahr hatte Frontier Economics im Auftrag der drei IHKs eine Studie erarbeitet, die belegt, dass Nordrhein-Westfalen und speziell das Rheinische Revier vor einer doppelten Herausforderung stehen: Neben der hier ansässigen Energiewirtschaft mit rund 9.000 direkt in der Braunkohlewirtschaft Beschäftigen sind auch energieintensive Industrien überdurchschnittlich stark vertreten. Von den insgesamt 93.300 Arbeitsplätzen in diesen energieintensiven Unternehmen im Rheinischen Revier hängen bundesweit rund weitere 231.000 Arbeitsplätze ab. Somit müssen zum einen die Einschnitte in der Energiewirtschaft sowie in den verflochtenen Wertschöpfungsketten kompensiert werden. Zum anderen müssen potenziell negative Auswirkungen durch Versorgungssicherheitsrisiken oder Strompreissteigerungen für die zahlreichen energieintensiven Betriebe in Grenzen gehalten werden.


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