IHKs stellen Konjunkturbericht vor

IHKs stellen Konjunkturbericht vor
© IHK Mittlerer Niederrhein

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Stand: 05.02.2020

Die Geschäftslage der Wirtschaft in der Region hat sich weiter eingetrübt. Gleichzeitig rechnen die Unternehmen jedoch nicht damit, dass die Nachfrage noch weiter zurückgehen wird. „Einerseits glauben die Unternehmen nicht, dass die Konjunktur in den kommenden Monaten spürbar anziehen wird, andererseits hoffen sie auf ein Ende der Talfahrt.“  Mit diesen Worten fasst Jürgen Steinmetz, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein, die wesentlichen Erkenntnisse des Konjunkturberichts Düsseldorf/Mittlerer Niederrhein zusammen. An der Umfrage beteiligten sich knapp 900 Betriebe mit etwa 90.000 Beschäftigten.

Zu Jahresbeginn 2020 meldet ein Drittel der Betriebe eine gute Lage, 19 Prozent eine schlechte. Damit liegt der Lageindikator – als Differenz von Gut- und Schlecht-Antworten – bei 14,9 Punkten. Noch im Herbst hatte dieser Wert bei 18,6 gelegen. Die Industrie erreicht mit 7,2 Punkten ihren Wert aus der Vorumfrage. Es ist das erste Mal seit zehn Jahren, dass der Wert zum zweiten Mal in Folge unter der Zehn-Punkte-Marke liegt. „Die Nachfrage sinkt, und die Kapazitätsauslastung ist auf einem niedrigen Niveau“, resümiert Steinmetz. Insbesondere die Exportwirtschaft spürt die geopolitischen Konflikte, die Angst vor höheren Ölpreisen aufgrund des Irankonflikts sowie die Ungewissheit über die zukünftigen Beziehungen zu Großbritannien.

„Die Konjunkturschwäche, die bei der Industrie begann, schlägt sich jetzt zeitversetzt auch in anderen Branchen des Dienstleistungssektors nieder“, so Steinmetz. „Somit zeigt sich die enge Verflechtung von Industrie und Dienstleistern in unserer Region.“ Viele Branchen sind dadurch mittelbar vom Nachfrageeinbruch bei den verarbeitenden Unternehmen betroffen.

„Die Industrie ist aber auch der Grund für die Zuversicht, dass die Konjunktursorgen nicht weiter zunehmen“, erklärt Steinmetz. Die Erwartungen der Industrieunternehmen haben sich in den vergangenen Monaten nämlich deutlich verbessert. „Im Herbst waren bei den verarbeitenden Betrieben die Pessimisten in der Überzahl, jetzt sind die Optimisten wieder in der Mehrheit“, so Steinmetz. Auch in der Gesamtwirtschaft sind die Erwartungen für das Jahr 2020 etwas günstiger als noch im Herbst. Damals wie heute rechnen 24 Prozent der Unternehmen mit einer Verbesserung der Geschäftslage. Der Anteil der Unternehmen, die eine Verschlechterung erwarten, ist von 21 auf 19 Prozent gesunken.

Der IHK-Hauptgeschäftsführer verweist auf weitere Fakten aus der Umfrage, die eine tiefgreifende Wirtschaftskrise unwahrscheinlich erscheinen lassen. „Die Entwicklung von Inlands- und Auslandsnachfrage wird als Geschäftsrisiko nicht so bedeutend eingeschätzt wie noch im Herbst. Das ist ein Zeichen dafür, dass man nicht mit einem weiteren Minus rechnet.“ Dagegen wird der Fachkräftemangel wieder von mehr Unternehmen als Geschäftsrisiko bewertet. Dazu passt: Die Beschäftigungspläne bleiben im Vergleich zum Herbst stabil – mit leichter Tendenz zum Stellenaufbau. Die Investitionspläne wurden sogar geringfügig nach oben korrigiert. „Daraus wird aber kein spürbarer konjunktureller Effekt im Jahr 2020 entstehen“, kommentiert Steinmetz die Zahlen.

Stütze der Konjunktur bleibt die Binnennachfrage. Dies zeigt sich beim Blick in die Branchen. „Der Geschäftslageindikator im Einzelhandel ist seit fünf Jahren ohne Unterbrechung im positiven Bereich. Über einen so langen Zeitraum war dies zuletzt vor 30 Jahren der Fall“, erklärt Gregor Berghausen, Hauptgeschäftsführer der IHK Düsseldorf.  Er führt diese Werte auf die gute Arbeitsmarktlage, eine ordentliche Lohnentwicklung und niedrige Zinsen zurück. Allerdings basiert das Umsatzplus des Einzelhandels vor allem auf der positiven Entwicklung der digitalen Vertriebskanäle, im stationären Geschäft melden die Unternehmen einen leichten Umsatzrückgang.

Auch die Bauwirtschaft floriert weiter. Allerdings ist die Lagebeurteilung der Unternehmen nicht mehr ganz so positiv wie im Herbst. „Das ist auch darauf zurückzuführen, dass der Wirtschaftsbau schwächelt, weil viele Unternehmen angesichts der schwächelnden Konjunktur Investitionen scheuen“, erläutert Berghausen und ergänzt: „Die Planungskapazitäten der öffentlichen Ämter sind allerdings auch am Limit.“

Von den Industriebranchen bereitet dem Düsseldorfer IHK-Hauptgeschäftsführer vor allem die Metallindustrie Sorgen. Diese Branche meldet äußerst schwache Lagebeurteilungen, und sie blickt besonders pessimistisch in die Zukunft. „Das sind nicht nur konjunkturelle Sorgen, sondern bereits strukturelle Probleme. So sieht die Metallindustrie besonders bei den Energie- und den Rohstoffpreisen, noch mehr aber bei den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen Risiken für ihre weitere Geschäftsentwicklung.“

Der Konjunkturbericht steht zum Download zur Verfügung: www.mittlerer-niederrhein.ihk.de/6934

Bildtext: Sie stellten den aktuellen Konjunkturbericht vor: Jürgen Steinmetz l.), Hauptgeschäftsführer der IHK Mittlerer Niederrhein, und Gregor Berghausen, Hauptgeschäftsführer der IHK Düsseldorf.    
Foto: IHK