"Die Region verliert an Boden"

"Die Region verliert an Boden"
© IHK Mittlerer Niederrhein

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Stand: 22.12.2021

Die Kaufkraft ist überdurchschnittlich hoch, die Bruttowertschöpfung je Einwohner und die Produktivität kommen allerdings nur auf unterdurchschnittliche Steigerungsraten und der Arbeitsmarkt der Region bleibt problematisch. Das sind die wesentlichen Ergebnisse eines analytischen Vergleichs der aktuellen volkswirtschaftlichen Indikatoren der Region Mittlerer Niederrhein (Krefeld, Mönchengladbach, Rhein-Kreis Neuss und Kreis Viersen) mit den durchschnittlichen Werten des Landes und des Bundes. „Die Ergebnisse stimmen nachdenklich“, sagt Jürgen Steinmetz, Hauptgeschäftsführer der IHK Mittlerer Niederrhein. „Wir müssen die Attraktivität unserer Region für Unternehmen wieder stärken. Da sind alle Akteure gefordert.“

Der IHK-Hauptgeschäftsführer ist angesichts der jüngsten Auswertung der Daten besorgt: Danach kommt der Mittlere Niederrhein auf ein Bruttoinlandsprodukt von 73.328 Euro pro Erwerbstätigen, in NRW und im Bundesgebiet ist der Wert jeweils höher. „Wir entfernen uns bei der Produktivität mit jedem Jahr etwas weiter vom Bundesdurchschnitt – leider im negativen Sinne“, erklärt Steinmetz. „Zu Beginn des vergangenen Jahrzehnts haben wir in der Region noch überdurchschnittliche Werte aufgewiesen.“

Somit gelingt es dann auch bei der Realsteueraufbringungskraft nicht, das Niveau des NRW- oder Bundesschnitts zu erreichen. „Und dabei handelt es sich um eine der bedeutendsten Einnahmequellen für die Kommunen und somit auch um die Voraussetzung für zukunftsträchtige Investitionen“, mahnt Steinmetz.

Gleichzeitig ist die Exportquote der Industrie in der Region mit 51,6 Prozent überdurchschnittlich hoch. In NRW und Deutschland liegt die Exportquote deutlich darunter. „Das ist ein Zeichen dafür, dass am Niederrhein innovative Betriebe ansässig sind, deren Produkte weltweit gefragt sind“, erklärt der IHK-Hauptgeschäftsführer. „Die Daten zur Steuerkraft zeigen jedoch, dass wir die Ertragsbasis durch Unternehmensansiedlungen erhöhen müssen.“ In Krefeld sind die Exporte überdurchschnittlich hoch, dafür hat sich die Produktivität seit 2010 sehr viel schwächer entwickelt. „Allerdings ist hier in den letzten Jahren ein Aufholprozess in Gang gekommen, der hoffen lässt, dass sich dieser Indikator in Zukunft wieder gut entwickelt“, so Steinmetz.

Zwar haben die Unternehmen am Mittleren Niederrhein in den vergangenen zehn Jahren deutlich Beschäftigung aufgebaut – das Plus von 18 Prozent liegt etwa auf Landes- und Bundesniveau –, dennoch hat der Arbeitsmarkt in der Region strukturelle Probleme. Die Arbeitslosenquote ist mit 7,7 Prozent im letztjährigen Jahresdurchschnitt überdurchschnittlich hoch. Auch bei der Jugend-, Alters- und Langzeitarbeitslosigkeit kommt der Mittlere Niederrhein auf überdurchschnittlich hohe Werte. „Wenn wir langfristig bessere Quoten haben möchten, wird es nicht reichen, den Status-Quo zu halten“, so Steinmetz. Auch für eine Verbesserung der Arbeitsmarktdaten sei es notwendig, innovative Unternehmen in der Region anzusiedeln. Das gelinge nur durch bessere Rahmenbedingungen. In Krefeld ist die Arbeitsmarktlage von allen vier Teilregionen im IHK-Bezirk am schwierigsten. „Das betrifft insbesondere die Altersarbeitslosigkeit und die Langzeitarbeitslosigkeit“, so Steinmetz.

Positive Nachrichten liefert die Analyse aber auch. Die Kaufkraft in der Region ist überdurchschnittlich hoch. Das Niveau liegt 2,5 Prozentpunkte über dem Bundesschnitt und sogar 4,1 Prozentpunkte über dem NRW-Schnitt. „Die Region ist wohlhabend. Das spricht dafür, dass man am Mittleren Niederrhein sehr wohl gute Geschäfte machen kann“, erklärt Steinmetz. Die Einzelhandelszentralität, als Maß für die Kaufkraftbindung in der Region, kommt auf einen Wert von 103,6. „Aufgrund der Nähe zu Düsseldorf ist das eine gute Nachricht“, so Steinmetz. Der Mittlere Niederrhein ist demnach eine Region, die mehr Kaufkraft von außen anzieht, als dass Kaufkraft abfließt. In Krefeld liegt die Kaufkraft leicht unter dem Bundesdurchschnitt. „Die Zentralitätskennziffer von 122,7 ist aber ein Zeichen dafür, dass es der Stadt – trotz aller Probleme rund um die Innenstadt – gelingt, Kaufkraft aus dem Umland anzuziehen.

Fazit ist, dass der Mittlere Niederrhein bei vielen Indikatoren im unteren Mittelfeld zu finden ist. „Das ist mir zu wenig“, erklärt Steinmetz. Die Daten spiegeln seiner Meinung nach nicht wider, welches Potenzial im Standort Mittlerer Niederrhein steckt. „Die Standortvorteile dieser Region kennen wir alle: Lage, Anbindung, Infrastruktur. Unsere Datenauswertung zeigt aber, dass es nicht gelingt, daraus in der gesamten Region Kapital zu schlagen.“ Für die IHK gehören zu guten Rahmenbedingungen ein ausreichendes Flächenangebot, wettbewerbsfähige Steuerhebesätze und eine weiterhin sichere Energieversorgung zu wettbewerbsfähigen Preisen.

Alle Ergebnisse des analytischen Vergleichs finden Sie unter:
www.mittlerer-niederrhein.ihk.de/27481