Gewerblich-technische Ausbildungsberufe neu geordnet

Gewerblich-technische Ausbildungsberufe neu geordnet
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Stand: 22.09.2015

Mit dem Strom zu radeln, ist im Trend. Alleine im vergangenen Jahr wurden in Deutschland mehr als 480.000 E-Bikes verkauft, 2015 sollen die Zahlen noch einmal steigen. „Der Boom ist ungebrochen“, sagt Peter Daniels aus Krefeld. Schon als kleiner Junge war er „extrem fahrradbegeistert“, jetzt macht der 23-Jährige seine Leidenschaft zum Beruf: Anfang September hat er seine Ausbildung zum Zweiradmechatroniker bei der Willicher Nansco GmbH begonnen – als erster Lehrling des im Jahr 2013 gegründeten Unternehmens. Der Betrieb beliefert die Fahrradindustrie mit elektronischer Antriebstechnik und produziert auch eigene E-Bikes. „Für uns ist es unglaublich schwer, passendes Personal zu finden, denn unsere Mitarbeiter müssen sowohl etwas von Fahrradtechnik als auch von Elektronik verstehen“, sagt Geschäftsführer Yawei Nan. „Deshalb bilden wir jetzt selbst aus und hoffen sehr, dass Herr Daniels bei uns bleibt. Denn er lernt einen modernen Beruf mit Zukunft.“
 
Neue Technologien, neue Materialien, veränderte Anforderungen – die Arbeitswelt ist einem ständigen Wandel unterworfen. Das wirkt sich auch auf die Ausbildung in den Unternehmen aus. Die Zweiradmechatroniker-Lehre gibt es bereits seit 2014, doch auch in diesem Sommer sind wieder zahlreiche modernisierte Berufe in Kraft getreten. „Der Zweiradmechatroniker hieß vorher Zweiradmechaniker“, erklärt Thomas Anft, Ausbildungsberater bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein. „Die Ausbildungsinhalte wurden um die Hochvolttechnik am E-Bike ergänzt. Außerdem ist die gestreckte Abschlussprüfung, bei der auch die Ergebnisse der Zwischenprüfung in das Endergebnis einfließen, nun fester Bestandteil der Prüfungsordnung.“

Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK), das Bundesinstitut für Berufsbildung und andere Organisationen und Verbände haben die Entwicklungen in der Wirtschaft genau im Blick und sorgen regelmäßig dafür, dass sie sich in zeitgemäßen Ausbildungsordnungen widerspiegeln. Die Neuordnungsverfahren verlaufen dabei stets in mehreren Schritten. „Am Anfang steht die Meinungsbildung in der Wirtschaft“, erklärt Anft. Betriebe, Fachverbände, Kammern, Fachgewerkschaften, Spitzenverbände wie der DIHK sowie das Kuratorium der Deutschen Wirtschaft für Berufsbildung können sich zu ihren Wünschen und Anforderungen bezüglich des jeweiligen Berufsbildes äußern. „Danach folgt ein umfangreiches Erarbeitungs- und Abstimmungsverfahren auf Bundes- und Landesebene. Deshalb kann die Neuordnung eines Berufs mehrere Jahre dauern.“

Auf diese Weise wurden neben dem Zweiradmechatroniker auch andere gewerblich-technische Berufe zum aktuellen Ausbildungsjahr neu geordnet. „Darunter ist der Gießereimechaniker mit deutschlandweit 1.500 Auszubildenden im vergangenen Jahr, aber auch ein Orchideenberuf wie Kerzenhersteller und Wachsbildner“, sagt Anft. Viele Betriebe und Auszubildende sind von der Novellierung der Berufe „Holzmechaniker/-in“, „Textil- und Modenäher/-in“ und „Textil- und Modeschneider/-in“, „Betonfertigteilbauer/-in“ sowie „Automatenfachmann/-frau“ betroffen. „Fragen zu den Neuerungen beantworten wir Ausbildungsberater sehr gerne“, so der Experte. „Mal gibt es neue Fachrichtungen, Wahlbereiche oder Schwerpunkte, dann wiederum wurden Prüfungsinhalte ergänzt oder Berufe zusammengelegt.“

Auch zum Start des nächsten Ausbildungsjahres wird es wieder zahlreiche Änderungen geben: Geplant sind zum Beispiel Überarbeitungen der Berufe „Anlagenmechaniker/-in für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik“, „Fachkraft für Veranstaltungstechnik“ und „Kaufmann/-frau im Einzelhandel“. „Vor allem von letzterer Novellierung werden tausende Auszubildende und Betriebe betroffen sein“, sagt Anft.


Bildunterschrift:
Peter Daniels (r.) wird bei der Nansco GmbH in Willich zum Zweiradmechatroniker ausgebildet. „Er lernt einen modernen Beruf mit Zukunft“, sagt Geschäftsführer Yawei Nan.