Die betriebliche Berufsausbildung soll Erfolgsmodell bleiben

Die betriebliche Berufsausbildung soll Erfolgsmodell bleiben
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Stand: 20.01.2016

Der demografische Wandel, ein ungebrochener Trend zur Akademisierung und unbesetzte Lehrstellen – der Ausbildungsmarkt befindet sich im Umbruch. Für Unternehmen wird es immer schwieriger, geeignete Bewerber für ihre Ausbildungsstellen zu interessieren. Damit die betriebliche Berufsausbildung auch in Zukunft ein Erfolgsmodell bleibt, haben die Industrie- und Handelskammern (IHK) in NRW eine gemeinsame „Agenda 2025“ für die betriebliche Berufsausbildung erarbeitet und verabschiedet. Die darin definierten 14 Thesen zeigen, wie die betriebliche Erstausbildung zukunftsfest gestaltet und ihrer wichtigen Rolle gerecht werden kann. So sollen Eltern für eine vernünftige Schulwahl im Sinne ihrer Kinder sensibilisiert werden, um dem dominierenden Trend zur gymnasialen Bildung entgegenzuwirken. Auch Kopfnoten sollen wieder eingeführt und den Schulfächern Deutsch und Mathematik mehr Bedeutung zuteilwerden. IHK NRW sieht die Schulen in der Pflicht, die regelrechte Inflation guter bis sehr guter Noten zu überdenken, heißt es in dem gemeinsamen Leitbild.

Auch die IHK Mittlerer Niederrhein wird sich für die Umsetzung der „Agenda 2025“ einsetzen. „Wir machen uns in Gesprächen auf allen Ebenen – in den Kommunen, auf Landesebenen und mit einzelnen Bundestagsabgeordneten – für das Erfolgsmodell Duale Ausbildung stark“, betont Jürgen Steinmetz, Hauptgeschäftsführer der IHK Mittlerer Niederrhein. Seiner Meinung nach hätten viele Verantwortliche inzwischen erkannt, dass es vor allem der Dualen Berufsausbildung zu verdanken sei, „dass die Jugendarbeitslosigkeit in Deutschland im Vergleich zu den meisten anderen europäischen Staaten sehr niedrig ist“, so Steinmetz. Allerdings sei das Image der betrieblichen Ausbildung angeschlagen. Vielen Eltern erscheine für ihre Kinder das Abitur als Schulabschluss und ein anschließendes Studium Grundvoraussetzung für einen erfolgreichen Berufsweg. Der beruflichen Ausbildung fehle es somit an Bewerbern. Um dieser Entwicklung gegenzusteuern, müsse das Ausbildungs- und Studiensystem durchlässiger werden.

„Eine wichtige Zielgruppe der ‚Agenda 2025‘ sind Studienabbrecher“, sagt Steinmetz. „Die IHK Mittlerer Niederrhein wird ab Frühjahr 2016 gemeinsam mit der Hochschule Niederrhein mit einem speziellen Angebot auf Studienabbrecher zugehen. Dabei wird es darum gehen, diese jungen Leute in eine passende Ausbildung zu vermitteln.“ Bei den Unternehmern sei die Bereitschaft groß, Studienabbrechern eine Perspektive zu bieten. Umgekehrt sei die Bereitschaft weniger ausgeprägt. „Offenbar wird die Entscheidung gegen das Studium und für eine Berufsausbildung als Schande gesehen – eine Einschätzung, die ich für antiquiert und völlig falsch halte“, so der Hauptgeschäftsführer.

Daneben kann auch eine bessere Integration von behinderten Menschen einen Beitrag zur Stärkung des Ausbildungsmodells bedeuten. Um Menschen mit Handicap den Einstieg in den Beruf zu erleichtern, beschäftigt die IHK Mittlerer Niederrhein seit fünf Jahren einen Integrationsberater. Steinmetz: „Er vermittelt sehr erfolgreich Menschen mit Behinderungen in Unternehmen.“

Letztlich gelte es auch, die Zuwanderung für die Besetzung von Ausbildungsstellen zu nutzen. Steinmetz: „Die IHK hat kürzlich ein entsprechendes Maßnahmenpaket geschnürt, um Flüchtlinge besser in die Betriebe am Niederrhein zu vermitteln. Ein spezieller Lotse der IHK wird der zentrale Ansprechpartner für unsere Unternehmen sein und ihnen bei der Integration eines Flüchtlings zur Seite stehen.“

Die „Agenda 2025“ soll in den kommenden Jahren als Leitbild für die weiteren gemeinsamen Diskussions- und Gestaltungsprozesse in NRW dienen.

Weitere Informationen unter: www.ihk-nrw.de