Fachkräftekonferenz in Neuss

Die strategische Personalplanung beginnt für Rob Schokker mit einem radikalen Gedankenschritt, dem sogenannten Zero-based Thinking: „Wer wissen möchte, ob er in diesem Bereich gut aufgestellt ist, muss sich sein Unternehmen anschauen, als ob es ganz neu wäre und es noch keine einzige Entscheidung gegeben hätte“, sagte der General Manager Human Resources des Multitechnologie-Unternehmens 3M zum Auftakt der vierten Fachkräftekonferenz. Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein und die Arbeitsagenturen Mönchengladbach und Krefeld hatten dazu Personalverantwortliche aus der Region ins Commundo Tagungshotel Neuss eingeladen. „Wie entwickelt sich die Branche, in der Ihr Unternehmen tätig ist? Welche Ziele haben Sie? Und welche Kompetenzen brauchen Sie, um Ihre Ziele zu erreichen? Diese Fragen müssen Sie sich stellen und ehrlich beantworten“, riet Schokker.
„Denn wer immer nur in die Vergangenheit blickt, wird keine zukunftsfähigen Lösungen finden – vor allem nicht in unserer heutigen Zeit, in der so vieles im Wandel ist.“

Bei einer strategischen Personalplanung geht es laut Schokker darum, „die richtigen Mitarbeiter zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu haben“. Doch das wird mit den zunehmenden Auswirkungen des demografischen Wandels immer schwieriger. Eine IHK-Studie hat gezeigt, dass im Jahr 2030 den Unternehmen in der Region 90.000 Fachkräfte weniger zur Verfügung stehen werden als heute. Und auch der Nachwuchs wird rar: 10.000 Jugendliche weniger werden dann die Schule verlassen. „Noch ist der Fachkräftemangel nicht für alle Unternehmen spürbar, viele können ihren Bedarf noch ohne Probleme decken“, berichtete Angela Schoofs, Vorsitzende der Geschäftsführung der Arbeitsagentur Mönchengladbach. „Doch es gibt bereits erste Mangelberufe, zum Beispiel in der Pflege, und die Situation wird sich noch verschärfen.“ Vor allem für kleine und mittlere Unternehmen sei es deshalb wichtig, bereits heute an morgen zu denken.

Um sie dabei zu unterstützen, hat die IHK im Jahr 2012 zusammen mit den Arbeitsagenturen Mönchengladbach und Krefeld die Fachkräfteberatung Mittlerer Niederrhein ins Leben gerufen. Vier Fachkräfteberater kümmern sich seitdem um die Belange der Unternehmen. Gürol Vardar ist gemeinsam mit Viola Ernst für Krefeld und den Kreis Viersen zuständig, Rahel Franzen und Petra Kern beraten die Betriebe in Mönchengladbach und dem Rhein-Kreis Neuss. 1.200 Mal wurde dieser kostenlose Service in Anspruch genommen. „Die Fachkräfteberater liefern nach einer ausführlichen Analyse individuelle und praxisorientierte Lösungsvorschläge, wie die Betriebe ihr Personal finden, entwickeln und langfristig an sich binden können“, erklärte Jürgen Steinmetz, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK Mittlerer Niederrhein. „Die Bandbreite der Themen ist groß: Sie reicht von der Erstausbildung und Weiterbildung über das Betriebliche Gesundheitsmanagement bis hin zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf.“

Während der Fachkräftekonferenz tauschten knapp 100 Personalverantwortliche in Workshops und an Thementischen ihre Erfahrungen aus und entwickelten dabei auch neue Ansätze. „Es war spannend zu sehen, dass viele Unternehmen in der Region für das Thema Fachkräftemangel bereits sensibilisiert und offen für neue Wege sind – egal, ob es um die Personalentwicklung und -planung, die Rekrutierung oder Mitarbeiterbindung geht“, resümierte Arnd Thierfelder, Leiter der Fachkräfteberatung. „Die Teilnehmer und wir gehen nach der Konferenz mit vielen guten Ideen nach Hause.“

Mehr Informationen zur Fachkräfteberatung der IHK Mittlerer Niederrhein und der Arbeitsagenturen Krefeld und Mönchengladbach gibt es unter
Tel. 02151 635-455 oder im Internet unter
www.mittlerer-niederrhein.ihk.de/8320 sowie unter http://www.arbeitsagentur.de/web/content/DE/dienststellen/rdnrw/moenchengladbach/Agentur/Unternehmen/ModernePersonalpolitik/index.htm.

Bildunterschrift:
Rob Schokker, General Manager Human Resources des Multitechnologie-Unternehmens 3M, hielt einen Vortrag zum Thema strategische Personalplanung.