IHK-Gründerreport 2022

IHK-Gründerreport 2022
© IHK Mittlerer Niederrhein

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Stand: 11.08.2022

Heiko und Katja Hentsch haben sich getraut. Nachdem das Willicher Paar seine Reisemobilvermietung, welche organisch gewachsen ist, ohne fremde Hilfe, im Nebenerwerb Jahr für Jahr ausgebaut hat, möchte sich Heiko Hentsch perspektivisch vollständig auf das Unternehmen Luxus Home Mobile konzentrieren. Heiko und Katja Hentsch vermieten ihren Kunden – in der Hauptsache sogenannten Glampern – hochwertige Luxus-Reisemobile mit vollständiger Innenausstattung. 2013 investierte das Paar in das erste Fahrzeug. Inzwischen hat das Unternehmen sechs Reisemobile im Angebot. „Als Tierfreunde legen wir Wert darauf, unsere Fahrzeuge mit Top-Ausstattung an Hundebesitzer zu vermieten – im Gegensatz zu den meisten Wettbewerbern“, erläutert Heiko Hentsch. „Das ist ein echtes Alleinstellungsmerkmal und ein Wettbewerbsvorteil. Zudem werden die Fahrzeuge dafür weder umgebaut noch großflächig mit Logos auf der Außenseite beworben. Und: Hunde fahren bei uns kostenlos.“ Die Fahrzeuge werden nach jeder Vermietung gründlich gesäubert und mit Ozon behandelt, sodass auch Nicht-Hundebesitzer auf ihre Kosten kommen.

So wie das Willicher Paar haben sich im vergangenen Jahr 2.246 Menschen im Kreis Viersen selbstständig gemacht. Im gleichen Zeitraum haben auch 1.855 Unternehmerinnen oder Unternehmer ihre Firma aufgegeben. Zum Vergleich: Im Jahr 2020 waren es 2.192 Gründungen und 1.859 Aufgaben. Damit verzeichnet der Kreis Viersen ein Plus von rund 2,5 Prozent bei den Gründungen und ein Minus von 0,2 Prozent bei den Aufgaben. Im Saldo hat demnach die Zahl der Unternehmen im Kreis Viersen 2021 um 391 Firmen zugenommen. Das sind die wesentlichen Kennziffern des Gründerreports 2022, den die Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein auf der Datenbasis des Landes NRW erarbeitet hat.

„Trotz der Corona-Pandemie haben sich viele Gründerinnen und Gründer nicht davon abhalten lassen, ihre Geschäftsidee zu verwirklichen“, kommentiert IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz die Zahlen. „Welche Folgen die Auswirkungen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine auf das künftige Gründungsgeschehen hat, ist derzeit noch nicht absehbar.“ Steinmetz hofft, dass viele Gründer angesichts der allgemein herausfordernden wirtschaftlichen Situation nicht den Mut verlieren und dass das nach dem Corona-Tief wieder deutlich intensivere Gründungsgeschehen nicht erneut einen Dämpfer erhält.

Auch für Nordrhein-Westfalen sind die Zahlen erfreulich. Während 2020 116.576 Neugründungen im Land verzeichnet werden konnten, waren es 2021 immerhin wieder 125.242 – ein Plus von 7,43 Prozent. Die Zahl der Betriebsaufgaben in NRW nahm dagegen ab: 2020 wurden noch 91.736 registriert, im Jahr darauf waren es 91.304.

Der Trend machte auch vor dem IHK-Bezirk Mittlerer Niederrhein nicht halt: Die Unternehmensgründungen lagen 2021 mit 9.239 im Vergleich zu 8.403 Gründungen um fast 10 Prozent über dem Vorjahreswert. Die Zahl der Geschäftsaufgaben im IHK-Bezirk ist nahezu unverändert: 7.609 Gewerbeabmeldungen im Jahr 2020 stehen 7.593 im vergangenen Jahr gegenüber (-0,21 Prozent). Im Saldo ist demnach die Zahl der Unternehmen um 1.646 gestiegen. Das Gründungsgeschehen am Mittleren Niederrhein entwickelte sich im Vergleich zum Landesgeschehen etwas besser. Viele Gründungsideen, die 2020 angesichts der Corona-Pandemie nicht umgesetzt wurden, sind im vergangenen Jahr realisiert worden. Derzeit stimmen der Fachkräftemangel, die Inflation und die damit verbundenen exorbitant steigenden Energie- und Rohstoffkosten große Teile der Wirtschaft pessimistisch.

Auch das Gründerpaar Hentsch beobachtet die allgemeine Situation aufmerksam, bleibt aber optimistisch: „Der Trend zum Urlaub mit dem Wohnmobil hält unvermindert an. Immer mehr Menschen legen auch beim Camping-Urlaub Wert auf Komfort und eine gute Ausstattung. Uns geht es zu Hause gut, warum sollen wir gerade im Urlaub Abstriche machen.“

Engagierte Gründer wie Heiko und Katja Hentsch seien gerade jetzt besonders wichtig, so IHK-Hauptgeschäftsführer Steinmetz. „Wir brauchen Rahmenbedingungen, die unternehmerisches Engagement fördern und nicht ausbremsen. Wir müssen eine Gründerkultur fördern, die Unternehmertum und Kreativität ermöglicht.“ Steinmetz forderte zügige und unbürokratische Gründungsprozesse, einen unkomplizierten Zugang zu Fördermitteln und steuerliche Vereinfachungen von Gründern und Kleinunternehmern. Dass es auch ohne Unterstützung funktionieren kann, hat das Unternehmen Luxus Home Mobile gezeigt.

Aber auch die angehenden Unternehmerinnen und Unternehmer selbst müssen ihren Teil zum Erfolg beitragen. „Wir stehen den Gründern dabei gerne mit unseren Dienstleistungen zur Seite, damit Fehler vermieden werden und aus einer Idee ein erfolgreiches Geschäftsmodell wird“, sagt IHK-Experte Pascal Görigk und appelliert an alle Gründer, das umfangreiche Beratungsangebot der IHK zu nutzen. „Der Schritt in die Selbstständigkeit sollte gut vorbereitet werden.“

Angehenden Unternehmerinnen und Unternehmern stehen die Berater Bert Mangels (Tel. 02151 635-335, E-Mail: bert.mangels@mittlerer-niederrhein.ihk.de) und Pascal Görigk (Tel. 02161 241-120, E-Mail: pascal.goerigk@mittlerer-niederrhein.ihk.de) zur Verfügung.

Bildtext: IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz (l.) und IHK-Existenzgründungsberater Pascal Görigk (2.v.l.) stellten gemeinsam mit den Willicher Gründern Heiko und Katja Hentsch (Luxus Home Mobile) den Existenzgründungsbericht 2022 vor.                        Foto: IHK