„Wir brauchen ein Gesetz zur Beschleunigung“

„Wir brauchen ein Gesetz zur Beschleunigung“
© IHK Mittlerer Niederrhein

Stand: 03.05.2023

Gibt es eine Alternative zur Ablastung der Uerdinger Brücke auf 30 Tonnen? Welche Ausweichrouten sind geplant? Wann ist mit dem Neubau zu rechnen? Die Sperrung der Rheinbrücke zwischen Uerdingen und Duisburg sorgt bei den Logistik- und Industrieunternehmen in Krefeld für große Verunsicherung. Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein hatte die Unternehmen zum Informationsausstauch mit Vertretern von Straßen.NRW, der Autobahn GmbH und der Stadt Krefeld eingeladen. Rund 30 Vertreter insbesondere von Betrieben aus dem Hafen waren der Einladung gefolgt, um mit Roland Schmidt, Stephan Huth und Vera Helferich von Straßen.NRW, Dr. Thomas Wiethold (Autobahn GmbH) und dem Beigeordneten der Stadt Krefeld, Marcus Beyer, zu diskutieren. „Die gute Verkehrsanbindung war stets eine Stärke unserer Region“, sagte IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz zur Eröffnung der Runde. „Inzwischen bereitet uns der Zustand unserer Infrastruktur große Sorgen – ein trauriges Beispiel ist die Uerdinger Brücke.“

Stephan Huth, Abteilungsleiter Bau und Brückenbau bei Straßen.NRW, fasste die Situation zusammen: „Die Brücke ist 90 Jahre alt und eine Instandsetzung aus technischen Gründen nicht möglich, daher ist ein Neubau notwendig.“ Straßen.NRW geht von einer Restnutzungsdauer von zwölf Jahren aus. Die Behörde stellte zwei Neubau-Szenarien vor: Zum einen den Abriss der alten Brücke und den Neubau von zwei Brückenbauwerken mit jeweils zwei Fahrstreifen plus Fuß- und Radwege, oder zum anderen den Erhalt der alten Brücke aus Denkmalschutzgründen und deren Weiternutzung als Fuß- und Radweg plus parallel einen Neubau von zwei Brückenbauwerken mit jeweils zwei Fahrstreifen.

Mit der Fertigstellung rechnet Straßen.NRW frühestens 2035. „Um die alte Brücke zu entlasten und somit zu erhalten, wird sie für Fahrzeuge mit mehr als 30 Tonnen Gewicht gesperrt“, erklärte Huth und stellte auf Nachfrage der Unternehmer klar, dass es sich um das tatsächliche Gewicht der Fahrzeuge und nicht das zulässige Gesamtgewicht handelt.

Für die Einhaltung der Regelung sollen Beschilderungen und Kontrollen sorgen, eine Schrankenanlage ist nicht vorgesehen. Fahrzeuge mit mehr als 30 Tonnen Gewicht sind demnächst gezwungen, von Krefeld nach Duisburg einen Umweg von 34 Kilometern über die A44-Rheinbrücke zu nehmen.

Diese Umleitung führe für die Betriebe zu erheblichen zusätzlichen Kraftstoff- und Personalkosten und würde die Betriebsabläufe dauerhaft stören, hieß es von Seiten der Unternehmen. Diese Einschätzung wird auch von den Ergebnissen einer IHK-Umfrage gedeckt, an der sich 60 Betriebe beteiligt hatten: Demnach rechnen zwei Drittel der Umfrageteilnehmer mit Auswirkungen auf ihren Betrieb. „Für einen Großteil der Betriebe sind auch die Ausweichrouten über die A44 und ab Dezember gegebenenfalls auch über die A40 keine Alternativen“, berichtete Steinmetz. „Ein Drittel der Betriebe geht von deutlichen Mehrbelastungen wegen höherer Personal- und Kraftstoffkosten aus.“ 13 Prozent der Betriebe sind skeptisch, ob die Ausweichrouten dem zusätzlichen Verkehr standhalten oder überlastet werden. „Vor allem die Betriebe, die selbst oder deren Zulieferer zehn und mehr Lkw täglich über die Brücke schicken und die die Brücke vor allem für den regionalen Verkehr nutzen, gehen von Mehrkosten aus“, erklärte Steinmetz. Ein Drittel der Unternehmen, die sich an der Umfrage beteiligt hatten, nutzt die Brücke insbesondere für Wegstrecken bis zu 30 Kilometer. „Gerade bei Betrieben, die die Brücke für den regionalen Verkehr nutzen, sind die ausgewiesenen Ausweichrouten keine Alternative“, so Steinmetz.

Um die finanziellen Mittel sicherzustellen, den Neubauprozess zu beschleunigen und Straßen.NRW zu unterstützen, forderte IHK-Hauptgeschäftsführer Steinmetz, die Uerdinger Brücke in den vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrswegeplans einzustufen. „Außerdem brauchen wir ein Bundesgesetz analog zur Leverkusener Brücke, das die Planungs- und Genehmigungsverfahren beschleunigt“, so Steinmetz.

Die Runde aus Unternehmen- und Behördenvertretern verabredete, den Austausch über die Uerdinger Brücke fortzusetzen. IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz sicherte zu, einen Termin Ende Juni zu organisieren.

Bildtext: IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz begrüßte die Teilnehmer des Unternehmergesprächs zum Neubau der Uerdinger Brücke.