Fachkräftemarketing im ländlichen Raum

Fachkräftemarketing im ländlichen Raum
© IHK Mittlerer Niederrhein

Stand: 21.03.2024

„Personalbedingt bitten wir Sie, längere Wartezeiten zu entschuldigen.″ Mit diesem Hinweis aus dem Lebensmitteleinzelhandel stimmte Pola Jungmann ihre Zuhörinnen und Zuhörer auf das Thema des Abends ein: „Ein solches Schild hat sicherlich jede und jeder von Ihnen schon mal irgendwo gesehen. Das ist die ungeschminkte Realität“, sagte die Beraterin, die mit ihrer Firma „MUTWEGE – Coaching & Beratung″ unter anderem Unternehmen zu diversen Personalthemen berät. Jungmann referierte beim Regionalforum Kreis Viersen der Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein, das diesmal unter dem Thema „Fachkräftemarketing im ländlichen Raum″ stand.    

Zuvor hatte Rainer Höppner, IHK-Vizepräsident und Sprecher des Forums, die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in den Räumen der Cichon Personalberatung in Willich begrüßt: „Wir stehen vor vielfältigen Herausforderungen″, betonte er. „Geeignete Fachkräfte zu finden, ist für viele Unternehmen derzeit das größte Problem. Umso spannender ist unser heutiges Thema. Dabei wird es nicht darum gehen, den Ist-Zustand zu beklagen, sondern Lösungsansätze kennenzulernen.″ Höppner sollte recht behalten.

In ihrem kurzweiligen Vortrag verdeutlichte Jungmann, dass „viele Wege zum Ziel″ führen können und manche vielleicht banal erscheinende Maßnahmen wirkungsvoll seien. Die Referentin unterschied zwischen internen und externen Möglichkeiten der Personalbeschaffung. So legte sie den Teilnehmenden ans Herz, mit einer Qualifikationsmatrix zu arbeiten. In ihr werden die wünschenswerten Qualifikationen aufgezeigt und diejenigen, die bereits im Unternehmen vorhanden sind, dem Mitarbeiter oder der Mitarbeiterin zugeordnet. So könnten Ausfälle besser kompensiert, interne Kompetenzen genutzt und die Mitarbeiterentwicklung forciert werden. Außerdem sei das klassische Mitarbeitergespräch sehr wichtig. „Nur so lernt man die beruflichen Ziele der Angestellten kennen, kann deren Potenziale besser nutzen, Wünsche und Veränderungen aufnehmen und gemeinsam neue Ideen entwickeln″, so Jungmann. „Indem ich meine Mitarbeitenden zufriedenstelle, verringere ich die Fluktuation.″

Zu unkonventionellen Maßnahmen rät die Referentin bei der externen Personalbeschaffung – etwa durch Aufmerksamkeit erregende oder sogar provozierende Flyer, Schilder oder ähnliches. Vor allem im ländlichen Raum könne es auch hilfreich sein, künftige Mitarbeitende bei der Wohnungssuche zu unterstützen oder sogar Wohnraum anzubieten. Darüber hinaus rät sie, in die Ausbildung zu investieren – eventuell auch die Teilzeitausbildung in Betracht zu ziehen. Und wenn weder interne noch externe Maßnahmen erfolgreich sind? „Dann muss man einmal mehr darüber nachdenken, wie man die vorhandenen Mitarbeitenden bindet und deren Produktivität erhöht.″ 

Christian Cichon, Gastgeber und Geschäftsführer der Cichon Personalberatung GmbH, setzt mit seinem Unternehmen beim Mitarbeiter-Recruiting vor allem auf Social Media und auf Menschen aus Drittstaaten. „Dafür haben wir mit Partnern eine eigene Firma gegründet. So sind wir zum Beispiel in den entsprechenden Ländern unterwegs, um dort Schulen zu besuchen″, erklärte er.

Beim Austausch diskutierten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer weitere Möglichkeiten, wie zum Beispiel die Werbung fürs Unternehmen durch eigene Mitarbeitende, die Beschäftigung von Rentnerinnen und Rentnern, die Suche auf dem zweiten und dritten Arbeitsmarkt und an junge Menschen angepasste Bewerbungsverfahren. Einig war man sich, dass man sich auf eine neue Generation Mitarbeitender und vor allem Auszubildender einstellen und entsprechend reagieren muss.

Schließlich erläuterte Arnd Thierfelder, Leiter des IHK-Bereichs Fortbildung und Fachkräfteberatung, inwiefern die IHK Unternehmen unterstützt. „Unsere Berater eruieren mit Ihnen die Personalsituation und geben konkrete Handlungsempfehlungen″, erklärte er. Außerdem warb er für das Projekt „Wirtschaft.Sport.Ausbildung″, bei dem Unternehmen mit Sportvereinen zusammenarbeiten und so mit potenziellen Azubis in Kontakt kommen.

„Manchmal müssen wir aus unserer Komfortzone raus″, betonte Jungmann am Ende des Forums und gab den Teilnehmenden den Slogan „Aus mutig wird möglich″ mit auf den Weg.

Infos und Angebote rund um das Thema Fachkräftesicherung gibt es auf der IHK-Website:
www.mittlerer-niederrhein.ihk.de/19720

Unternehmen, die beim Regionalforum Kreis Viersen dabei sein wollen, finden Infos unter:
www.mittlerer-niederrhein.ihk.de/28094

Bildunterschrift:
Begrüßten die Teilnehmenden zum Regionalforum Kreis Viersen (v.l.): Pola Jungmann (MUTWEGE – Coaching & Beratung), Rainer Höppner (IHK-Vizepräsident und Sprecher des Forums), Christian Cichon (Cichon Personalberatung GmbH) und Gregor Werkle (IHK Mittlerer Niederrhein). Foto: IHK