"Herausforderungen lassen sich nur gemeinsam meistern"

"Herausforderungen lassen sich nur gemeinsam meistern"
© IHK Mittlerer Niederrhein

Stand: 16.04.2024

Fachkräfte und Nachwuchs verzweifelt gesucht – trotz der angespannten wirtschaftlichen Lage ist der Mangel an Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aktuell eines der größten Geschäftsrisiken für die Betriebe in der Region – das belegen aktuelle Umfragen der Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein. Gleichzeitig fällt es den Betrieben immer schwerer, offene Ausbildungsplätze zu besetzen. Wie diese Herausforderungen gemeistert werden können, loteten die Mitglieder der IHK-Vollversammlung in ihrer jüngsten Sitzung mit den Geschäftsführungsvorsitzenden der Agenturen für Arbeit in der Region aus. IHK-Präsident Elmar te Neues begrüßte Dr. Sarah Borgloh (Krefeld/Kreis Viersen) und Rainer Imkamp (Mönchengladbach/Rhein-Kreis Neuss): „Die Herausforderungen auf dem Arbeits- und Ausbildungsmarkt lassen sich nur gemeinsam mit allen beteiligten Akteuren meistern. Ein wichtiger Partner für uns sind die Arbeitsagenturen in der Region.“

Die Bilanz der beiden Agenturen fiel gemischt aus: „Die Entwicklung der Arbeitslosigkeit und besonders der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung in unserer Region ist eine Erfolgsstory“, betonte Imkamp. So sank die Quote im Bereich Mönchengladbach/Rhein-Kreis Neuss von 2015 bis 2023 von 7,8 auf 7,1 Prozent und in Krefeld/Kreis Viersen im gleichen Zeitraum von 8,6 auf 7,7 Prozent. „Der Arbeitsmarkt ist enorm aufnahmefähig – für Fachkräfte, aber auch für angelernte Kräfte“, sagte Imkamp. „Leider gibt es derzeit keine konjunkturellen Impulse für den Arbeitsmarkt.“ Auf dem Ausbildungsmarkt herrsche inzwischen „ein Kampf um die Bewerberinnen und Bewerber“.

Vor diesem Hintergrund sind drei Mega-Trends für den Arbeits- und Ausbildungsmarkt der Region Mittlerer Niederrhein besonders relevant: die Digitalisierung, der demografische Wandel und die Dekarbonisierung. Imkamp erläuterte, was diese Trends im Einzelnen konkret bedeuten: „Der digitale Wandel verändert nicht nur die Arbeit von Fachkräften, sondern von nahezu allen Berufstätigen.“ Die Künstliche Intelligenz werde die Digitalisierung enorm beschleunigen. Dazu kommt die Demografie: Die erwerbsfähige Bevölkerung im Rheinland wird von 4,1 Millionen Menschen im Jahr 2025 auf 3,9 Millionen 2035 schrumpfen. Gleichzeitig wird die Dekarbonisierung insbesondere in der Strukturwandel-Region Rheinisches Revier für tiefgreifende Veränderungen des Arbeitsmarktes sorgen. „Dabei bieten sich auch große Chancen“, so Imkamp. „Im Idealfall geht die Region gestärkt aus diesem Prozess hervor.“

Borgloh nannte fünf Handlungsfelder, um die Herausforderungen der Fachkräftesicherung anzugehen: Es gehe darum, den Berufseinstieg zu erleichtern, die Weiterbildung zu stärken, Potenziale im Inland zu erschließen, Erwerbsbiografien zu stärken und Zuwanderung zu erleichtern. „Was können wir in diesen Bereichen tun?“, fragte die Agentur-Chefin. „Beispielsweise können wir Arbeitsbedingungen schaffen, die es älteren Menschen erleichtert, länger zu arbeiten.“ Insbesondere in puncto Erwerbstätigkeit von Frauen sei noch sehr viel Luft nach oben. Dabei gehe es um eine bessere Kinderbetreuung, aber auch um steuerliche Fragen – Stichwort „Ehegatten-Splitting“. „Es kann sich auch lohnen, wenn Unternehmen ihre teilzeitbeschäftigten Frauen ganz konkret fragen: Was müssen wir tun, damit Sie mehr Stunden arbeiten?“, beschrieb die Expertin eine Möglichkeit.

Große Chancen bietet für Borgloh auch die Zuwanderung. „Zwei Drittel des Beschäftigungszuwachses im Jahr 2022 geht auf Personen aus Drittstaaten zurück“, so Borgloh. „Es gibt noch sehr viel Potenzial in diesem Bereich.“ Es komme darauf an, die Integration der Menschen in die Gesellschaft und das Arbeitsleben besser und effizienter zu gestalten. „Das ist auch eine Frage der Willkommenskultur“, betonte Borgloh. „Da müssen wir besser werden.“

Bildtext 1: IHK-Präsident Elmar te Neues (r.) und IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz (l.) begrüßten Dr. Sarah Borgloh (Vorsitzende der Geschäftsführung der Arbeitsagentur Krefeld/Kreis Viersen) und Rainer Imkamp (Vorsitzender der Geschäftsführung der Arbeitsagentur Mönchengladbach/Rhein-Kreis Neuss).