„Wir müssen richtig anpacken“

„Wir müssen richtig anpacken“
© ronstik - AdobeStock

Stand: 27.06.2023

Wie kann die Digitalisierung die Effizienz in der Gesundheitswirtschaft steigern und die regionale Zusammenarbeit verbessern? Mit dieser Frage beschäftigten sich die Mitglieder des IHK-Netzwerkes Gesundheitswirtschaft bei ihrem jüngsten Treffen in der medicoreha Dr. Welsink Akademie in Neuss. Der Netzwerk-Sprecher und Gastgeber, Prof. Dr. Dieter W. Welsink, begrüßte die gut 30 Teilnehmenden aus dem Rhein-Kreis Neuss, Krefeld, Mönchengladbach und dem Kreis Viersen: „Wir müssen alle Bereiche der regionalen Gesundheitswirtschaft miteinander vernetzen. Dafür ist eine leistungsfähige Digitalisierung des Gesundheitswesens notwendig. Damit dies gelingt, müssen wir richtig anpacken und neu denken.“

Unterstützung erhielt der Neusser Unternehmer aus der Rehabilitationsbranche von Keynote Speaker Günter van Aalst, dem stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Gesellschaft für Telemedizin. Der ehemalige Leiter der Techniker Krankenkasse in Nordrhein-Westfalen skizzierte in seinem Vortrag die aktuellen Herausforderungen für die Gesundheitswirtschaft. Der Versorgungsbedarf steige nach seiner Einschätzung aufgrund von höherer Pflegebedürftigkeit, der Zunahme von chronischen Erkrankungen, zunehmendem Qualitätsanspruch und gestiegenen Qualitätsanforderungen. Daneben sorgten der Fachkräftemangel in der Gesundheits- und Pflegeversorgung und steigende Preise für eine Verknappung der Ressourcen und einen hohen Handlungsdruck. „Wir müssen diese Kluft durch digitale Gesundheitsregionen überwinden. Die Präsenzmedizin soll nicht ersetzt, aber durch die Digitalisierung unterstützt werden“, forderte van Aalst. Nur dann sei eine effizientere Nutzung der knappen Ressourcen „Arzt“, „Pflege“ und „Therapie“ möglich.

In Nordrhein-Westfalen sei die digitale Gesundheitsversorgung zwar relativ weit entwickelt. Dennoch sei es aus seiner Sicht notwendig, dass sich Modellregionen bilden, die bei der digitalen Gesundheitsversorgung Blaupausen schaffen. „In einer Modellregion, die sich mit diesem Thema beschäftigt, wird auch der Wirtschaftsfaktor Gesundheit verbessert. Das ist ein Praxislabor für weitere technische Entwicklungen“, skizzierte van Aalst die positiven Folgen. Dies dürfte im nächsten Schritt auch ein Treiber für die Ansiedlung von privaten Unternehmen, zum Beispiel aus der IT-Branche, werden.

In der anschließenden Diskussion erklärte Barbara Albrecht, Leiterin des Gesundheitsamts des Rhein-Kreises Neuss, dass die Pandemie ein Digitalisierungstreiber gewesen sei. „Da muss man dranbleiben. Gleichwohl muss etwas passieren, da viele Hausärzte in den kommenden Jahren in Rente gehen werden“, erklärte die Amtsleiterin. Mithilfe einer digitalen Vernetzung der verschiedenen Akteure könnten aus ihrer Sicht Prozesse effizienter werden.

Viele Netzwerk-Teilnehmende unterstützten diese Auffassung. Ein Teilnehmer schilderte, dass die Kommunikation zwischen dem Krankenhaus und den Ärzten fast ausschließlich in Briefform stattfinde. Es gebe in Deutschland kein sicheres System, das eine digitale Kommunikation zwischen niedergelassenen Ärzten und Krankenhäusern ermöglicht. Van Aalst ist sich sicher: „Wir erleben einen Quantensprung, wenn wir solche Modelle in drei oder vier Regionen ans Laufen bekommen.“ Netzwerksprecher Prof. Dr. Welsink resümierte am Ende der Veranstaltung: „Ich hoffe, dass die Politik die Kraft hat, den Umbau des Gesundheitssystems auch hinsichtlich der Digitalisierung und der Kommunikation der Akteure in der Region zu gestalten. Wir werden mit unserem IHK-Netzwerk Gesundheitswirtschaft an diesem Thema dranbleiben.“